Datum: 14. August 2008

PM 2008-241: Kupfers Plädoyer für Massentierhaltung ist eines Umweltministers nicht würdig

Auf den Vorstoß von Sachsens Landwirtschafts- und Umweltminister Frank Kupfer (CDU), der sich dafür aussprach, weitere größere Schweinemastanlagen für jeweils mehrere tausend Tiere im Freistaat bauen zu lassen (SZ, 13.08), erklärt Michael Weichert, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion:
„Es ist unglaublich, dass sich der sächsische Landwirtschafts- und Umweltminister im Jahre 2008, ohne rot zu werden, traut, den Ausbau der Massentierhaltung zu fordern. Kupfers Plädoyer ist eines Umweltministers nicht würdig.“
„Konkrete Investitionsvorhaben in Sachsen, wie die geplante Schweinemastanlage im nordsächsischen Zschepplin, zeigen, dass diese Anlagen nicht für Sachsen, sondern für den Export nach Dänemark produzieren. Eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe findet also gerade nicht statt.“
Die Anlage in Zschepplin wird von dänischen Investoren geplant, die – nach Erkenntnissen der Bürgerinitiative vor Ort – in Dänemark keine Genehmigung erhalten haben. Die Tiere werden hier zwar getötet, jegliche Weiterverarbeitung findet aber in Dänemark statt.
Regionale Wertschöpfung ist aber Voraussetzung für Förderung durch den Freistaat. Dieser stellt trotzdem eine Investitionsförderung von 40 Prozent in Aussicht (1,6 Mio. Euro).
Kritikern zufolge rechnet sich die Schweinemastanlage nur aufgrund von Förderungen. Dänemark fördert zusätzlich den geplanten Import dänischer Futtermittel.
„Statt der behaupteten regionalen Wertschöpfung wird die Umwelt vor Ort geschädigt. Bis zu 20.000 Kubikmeter Gülle sollen jährlich auf den Feldern rund um Zschepplin ausgebracht werden. Das wäre eine Katastrophe für das Grundwasser und die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Insofern ist die Kritik des Ministers am Widerspruch von Anwohnern völlig unangebracht.“
„Der Umweltminister stellt mit seinem Eintreten für Schweinemastanlagen seine mangelnde Kompetenz zur Schau. Zudem ignoriert er auch die Aussagen des mit 400 Experten besetzten Weltlandwirtschaftsrates, der auf seiner Tagung am 15. April 2009 in Paris die Steigerung des Fleischkonsums für die Ausbreitung der globalen Hungerkrise mitverantwortlich macht.“
Kleine Anfrage von Michael Weichert, MdL  Drs. 4/12045 ‚Schweinmastanlage .. Gemeinde Zschepplin‘

Hintergrund:
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Über 90 Prozent der Schweine in Deutschland verbringen ihr kurzes Leben in den Intensivmastställen der konventionellen Landwirtschaft.
Eng zusammengepfercht teilen sie sich einen Lebensraum, der tierfeindlicher nicht sein kann. Bis zur Schlachtung leben Mastschweine in unstrukturierten Buchten ohne Einstreu und Beschäftigungsmöglichkeiten. Das geringe Platzangebot lässt eine Trennung von Liege- und Kotbereich nicht zu. Die Tiere stehen auf glatten, rutschigen Spaltböden oder liegen über ihren eigenen Exkrementen. Die schlechte Luftqualität führt zu Augenentzündungen und Atemwegserkrankungen.
Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen und Kannibalismus sind die Folge eines nicht ausgelebten Erkundungsverhaltens.