Datum: 27. August 2008

PM 2008-251: Staatsregierung versagt beim Thema Unternehmensnachfolge – rund 300.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Wirtschaftsministerium kennt alarmierende Zahlen seit 2006 – bis heut existiert kein spezielles Förderprogramm
„Die Staatsregierung verschläft das Thema Unternehmensnachfolge“, kritisiert Michael Weichert, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, insbesondere das Wirtschaftsministerium scharf.
In der Antwort der Staatsregierung auf eine Kleine Anfrage zu geförderten Projekten zur Sicherung der Unternehmensnachfolge wird deutlich, dass der Freistaat weder über ein spezielles Programm zur Sicherung der Unternehmensnachfolge noch eine statistische Erfassung von Förderprojekten aus diesem Bereich verfügt.
„Bis zum Jahr 2020 müssen 25.000 sächsische Unternehmen einen Nachfolger finden. Daran hängen rund 300.000 Arbeitsplätze. Die sind in Gefahr, wenn sich die Politik nicht um konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Unternehmen bemüht“, warnt der Wirtschaftspolitiker.
„Die Unternehmer brauchen konkrete Unterstützung durch Fachleute. Außerdem müssen junge Menschen als potentielle Nachfolger für den Schritt in die Selbstständigkeit begeistert und fit gemacht werden. Ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, ist eine Möglichkeit, sein eigener Chef zu werden.“
„Würde die Staatsregierung selbst spezielle Projekte fördern und deren Ausschöpfung überprüfen, könnte sie erstens den Prozess mitsteuern und zweitens die Qualität sichern“, erklärt Weichert. Obwohl das Wirtschaftsministerium die alarmierenden Zahlen bereits im Mittelstandsbericht 2006 selbst veröffentlicht hat, ist in den vergangenen zwei Jahren so gut wie nichts geschehen.
Laut Kleiner Anfrage gibt es derzeit zwar einige Richtlinien, die den Bereich Unternehmensnachfolge berühren, jedoch keine speziell darauf ausgerichteten Budgets. Bisherige Projekte, die es in diesem Bereich gibt, sind Initiativen von Dritten, über deren Erfolg oder Misserfolg das Wirtschaftsministerium keine Aussage treffen kann.
„Wenn die Staatsregierung schon keine eigenen Ideen hat, müssen Projektträger, die entsprechende Konzepte in der Schublade haben, bevorzugt gefördert werden“, fordert Weichert und verweist beispielhaft auf das Vorhaben „Gründerakademie Lausitz“ der Hochschule Zittau/Görlitz (FH).
Anfang dieser Woche hatte Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt, dass es sowohl beim Bund als auch beim Freistaat Förderprogramme bei Firmenübergaben gebe.
Hintergrund:Die Kleine Anfrage mit Antwort der Staatsregierung „Unternehmensnachfolge – Best Practice Beispiele in Sachsen“ (Drs. 4/12044)
Die Zahlen zur Unternehmensnachfolge stammen aus dem Mittelstandsbericht 2005/2006 zum Thema „Unternehmensnachfolge im sächsischen Mittelstand“. Herausgeber ist das sächsische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit.