Datum: 10. Februar 2009

PM 2009-037: Für Staatsregierung zählen Kinderköpfe statt individuelle Lebenslagen ungewollt Kinderloser

Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, kritisiert die "Unterstützung von Kinderwunschbehandlungen" durch den Freistaat Sachsen:
"Um was es der Staatsregierung geht, hat der Pressesprecher des Sozialministeriums heute deutlich zu verstehen gegeben: um die Förderung der Reproduktion."
"Wenn es Sozialministerin Christine Clauß tatsächlich auf die individuellen Problemlagen von Frauen und Männern ankäme, die keine Kinder bekommen können, dann würde sie die psychosoziale Beratung für ungewollt Kinderlose und für Menschen in IVF-Behandlung finanziell und personell unterstützen. Kinderlosigkeit hat nicht ausschließlich körperliche Gründe. Ein entsprechender Änderungsantrag der GRÜNEN wurde jedoch von der Koalition abgelehnt", so Herrmann.
"Clauß weckt mit dem Programm Hoffnungen, die sich nicht in allen Fällen erfüllen. Bis zu einem Viertel der Paare bekommen auch nach dem sechsten Versuch kein Kind. Da ist es ist unverantwortlich, eine Million Euro Zuschuss in die medizinische Behandlung zu stecken, bei Misserfolg die Menschen aber allein zu lassen."
"Mich empört zudem, dass Clauß die Erhöhung der Förderung einerseits mit der Verhinderung von ’sozialer Selektion‘ begründet, andererseits aber keine Sozialklausel einführt. Es werden weiterhin ausschließlich Ehepaare mit genetisch eigenen Ei- und Samenzellen fördert. Das Mitgefühl für Kinderlose, die nicht verheiratet sind, scheint sich deutlich in Grenzen zu halten", so Herrmann.
"Die Zahlen mit denen die Staatsregierung hantiert, sind außerdem nicht seriös. Richtig ist, dass die Zahlen nach der SGB-V-Änderung zurückgegangen sind. Die Staatsregierung verschweigt jedoch, dass die Zahlen in dem Jahr vor der Änderung überdurchschnittlich hoch waren, da sich viele Paare noch vor der Kürzung der finanziellen Mittel in die Behandlung begaben. Mittlerweile gleichen sich die Werte wieder etwas an. 50 Prozent weniger Kinder durch IVF ist eine Dramatisierung, die sich durch die staatlichen IVF-Register nicht belegen lässt", so Herrmann.