Datum: 19. Juni 2009

PM 2009-142: Energetische Sanierung – GRÜNE: CO2-Emissionen beim Beheizen von Wohnungen liegen in Sachsen höher als vor 15 Jahren

Die CO2-Emissionen, die durch das Heizen im Wohnbereich verursacht werden, sind in Sachsen im Vergleich zu 1994 weiter angestiegen. Das ergab eine Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
» Hintergrundpapier zur Großen Anfrage Drs. 4/14732
"Mit 4,68 Mio. Tonnen im Jahr 2006 lagen die CO2-Emissionen aus dem Wohnbereich über dem Wert von 4,13 Mio. Tonnen aus dem Jahr 1994", konstatiert Karl-Heinz Gerstenberg, baupolitischer Sprecher der Fraktion. "Das bedeutet eine Steigerung um etwa 13 Prozent bei einem gleichzeitigen Bevölkerungsrückgang um etwa 10 Prozent trotz mehreren Verschärfungen der Energieeinsparverordnung. Der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß bei der Beheizung je Einwohner und Jahr hat sich damit seit 1994 von 0,9 auf 1,1 Tonnen erhöht."
Gerstenberg beklagt, dass "die Staatsregierung mit schlechtem Beispiel voran geht." "Von ihren 5.200 Liegenschafen in Sachsen wurden 2007 und 2008 gerade einmal 25 bzw. 26 Gebäude saniert. Das ergibt eine Sanierungsquote von nicht einmal 0,5 Prozent pro Jahr. Nur 1.535 der landeseigenen Gebäude wurden nach 1995 errichtet oder saniert. Davon erfüllen aber nur 910 Gebäude die Energieeinsparverordnung. Fazit: Fast 3.650 Gebäude (etwa 70 Prozent) sind energetisch sanierungsbedürftig."
Der Abgeordnete weist darauf hin, dass trotz erheblichen Verkäufen von Liegenschaften die jährlichen Wärmekosten des Freistaats von 2003 bis 2007 um etwa 12 Prozent (von 21,3 auf 23,8 Mio Euro) gestiegen sind. Die Ausstattung der Freistaats-Gebäude mit Erneuerbaren-Energien-Anlagen zur Wärmegewinnung liege bei unter einem Prozent.
Gerstenberg fordert einen Prioritätenwechsel. "Die im März 2009 im Klimaaktionsplan niedergelegten Ziele von 20 Prozent Verringerung des fossilen Heizenergiebedarfes sind so nicht zu erreichen. In einem Aktionsplan ‚Energetische Sanierung‘ muss die Staatsregierung darlegen, wie der gesamte Gebäudebestand des Freistaats in den nächsten 20-25 Jahren energetisch saniert werden kann. Mit nachhaltigen Investitionen lassen sich erhebliche Energiekosten beim Land einsparen. Die Staatsregierung will aber ihre Bauinvestitionen in den Bestand bis 2012 um 20 Prozent senken."
Für den Wohnbereich brauchen wir einen Ausbau der Energieberatung und eine Ergänzung der Förderprogramme des Bundes. "Die Sächsische Energieagentur SAENA kann mit 50.000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2009 nicht die notwendige Wirkung entfalten. Für die kleineren Vermieter von Mehrfamilienhäusern und den in Sachsen wichtigen Wohnungsgesellschaften müssen Zuschuss-Programme für energetische Sanierung angeboten werden."
"Als mehr als ausbaufähig", attestiert Olaf Reiter, Leiter des Arbeitskreises Ökologisches und nachhaltiges Bauen in der Architektenkammer Sachsen die Anzahl der Passivhausbauten im Bestand des Freistaates.
"Die Staatsregierung wird ihrer Vorreiterrolle in keiner Weise gerecht. Ein einziges realisiertes Gebäude im Passivhausstandard, ein weiteres im Bau und drei in der Planung, das ist eindeutig zu wenig. Ein Wärmeverbrauch von bis max. 15 kWh/m² im Jahr im Neubau sowie bis 30 kWh/m² im Jahr in der Sanierung ist längst technisch machbar." "In einem Jahr kommt die internationale Passivhaus-Tagung mit mehr als 1.000 Teilnehmern aus ca. 50 Ländern nach Dresden. Wenn der Freistaat positive Beispiele vorzeigen will, muss er sich beeilen", so der Architekt und Energieberater. » Große Anfrage ‚Stadtentwicklung und Bauen in Sachsen‘ (Drs. 4/14732)