PM 2009-201: Erzieherinnenmangel – GRÜNE fordern Ausbau der Hochschulausbildung
Die GRÜNE-Fraktion im Sächsischen Landtag fordert als Konsequenz aus dem absehbaren Erzieherinnenmangel in sächsischen Kitas einen Ausbau der Hochschulausbildung für Erzieherinnen.
"Dass insbesondere die Kitas in den Großstädten auf einen Fachkräftemangel zusteuern, war angesichts der steigenden Geburtenzahlen längst absehbar", so Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. "Dieser geburtenbedingte Bedarf ist aber nur das eine. Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren allein tausende Erzieherinnen gebraucht werden, weil ein großer Teil des jetzigen Personals in den Ruhestand geht."
Nach Ansicht Herrmanns muss die Staatsregierung auf den steigenden Bedarf mit Änderungen bei der Ausbildung reagieren: "Die Fachschulen werden den künftigen Fachkräftebedarf nicht allein decken können. Wir brauchen den Ausbau der akademischen Ausbildung, um die Anforderungen des Bildungsplans qualitativ erfüllen zu können und die Attraktivität des Berufs zu steigern."
Der Sozialpolitikerin zufolge muss die künftige Koalition ehrgeizigere Ziele bei der Akademisierung verfolgen: "Statt des bisher angestrebten 20 Prozent-Anteils sollte bis 2020 jede zweite neue Fachkraft einen Hochschulabschluss haben. Mit dieser Zielstellung können wir jährlich über 500 Erzieherinnen zusätzlich ausbilden."
"Der Zeitpunkt ist günstig: Die Staatsregierung muss mit den Universitäten und Fachhochschulen ohnehin eine neue Hochschulvereinbarung abschließen. Die notwendigen Kapazitäten für die Erzieherinnen-Ausbildung gehören da mit rein. Es kommen also keine höheren Kosten auf den Freistaat zu."
Unabhängig von der Ausbildung fordert Herrmann jedoch eine bessere Vergütung: "Wer den Erzieherinnenberuf attraktiver machen will, muss für einen angemessen Verdienst sorgen. Die Übernahme der Tarifsteigerungen durch den Freistaat sollte ein erstes Signal für eine grundsätzlich bessere Vergütung sein."
Hintergrund:
Nach Angaben der Staatsregierung (Kleine Anfrage 4/10375) werden bis zum Jahr 2017 knapp 3.000 und bis zum Jahr 2022 7.000 Erzieherinnen in den Ruhestand gehen. Für 2008 werden 500 Absolventen der Fachschulausbildung angegeben, nachdem in den letzten Jahren nicht mehr als 350 Erzieherinnen pro Jahrgang ausgebildet wurden. Nach derzeitigem Stand werden bis zu 80 Absolventen jhr. an Hochschulen ausgebildet. Nach Angaben sächsischer Universitäten und Fachhochschulen wäre eine bedarfsdeckende Ausbildung von bis zu 600 Absolventen pro Jahr möglich. Im Rahmen der Hochschulentwicklungsplanung bis 2020 müssten die Hochschulen dafür ihre Profile anpassen. Mehrkosten für den Freistaat wären dann nicht notwendig.