PM 2009-265: GRÜNE kritisieren Neuansetzung des Spiels FSV Brandis gegen Roter Stern Leipzig
Zur Entscheidung des Leipziger Fußballverbands, das Bezirksligaspiel zwischen dem FSV Brandis und dem Roten Stern Leipzig wiederholen zu lassen, erklärt der Rechtsextremismusexperte der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, Miro Jennerjahn:
"Angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen beim Spiel des FSV Brandis gegen den Roten Stern Leipzig am 24. Oktober, bei denen 50 Personen aus der rechtsextremen Szene Anhänger und Mannschaft des Roten Stern attackierten, ist eine Neuansetzung der Partie am selben Ort schon allein aus Sicherheitsgründen fragwürdig. Für die Opfer des Nazi-Angriffs und den Verein Roter Stern Leipzig ist diese Entscheidung hingegen unzumutbar."
Der Leipziger Fußballverband unterschlage wesentliche Fakten des Ereignisses: "Der gastgebende Verein aus Brandis hat nach den Statuten des Fußballverbands für die Sicherheit des Spiels zu sorgen. Trotz vieler Warnungen vor der Partie wurden sowohl von Vereins- als auch Polizeiseite nicht genügend Maßnahmen für die Sicherheit der Anhänger und der Spieler ergriffen."
Nach Paragraph 61 Absatz 5 der Spielordnung des Sächsischen Fußball-Verbandes sei klar geregelt, "dass der Schuldige nach Toren 0:2 verloren habe und der gegnerischen Mannschaft drei Punkte gut geschrieben werden. Über diese Regelung setzt sich der Leipziger Fußballverband hinweg, indem er revidierte Aussagen des FSV Brandis bezüglich des aus der rechten Szene stammenden Ordners gelten lässt."
Noch direkt nach dem Überfall hatten Vertreter des gastgebenden Vereins zugegeben, dass der Ordner der Neonazi-Szene zuzurechnen ist. "Warum der Leipziger Fußballverband dies nun außer Acht lässt, ist völlig unverständlich", so Jennerjahn weiter.
"Die Entscheidung hat eine verheerende Signalwirkung: Die Verharmlosung des Problems Rechtsextremismus im sächsischen Fußball. So wird man in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremen gerade auch in ländlichen Gebieten keinen Blumentopf gewinnen. Ich appelliere deshalb ausdrücklich an den Präsidenten des Sächsischen Fußballverbandes, Klaus Reichenbach, sich künftig intensiver mit dem Problem Rechtsextremismus im Fußball auseinander zu setzen und gemeinsam mit den Fußballvereinen Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Es gibt zahlreiche zivilgesellschaftliche Vereine in Sachsen, die dabei fundiert Hilfestellung geben können."