PM 2010-164: GRÜNE begrüßen Vorstoß von Kultusminister Wöller zur Reform des Lehramtes
"Das sind völlig neue Töne, die da aus dem Kultusministerium kommen. Manchmal bedarf es erst einer Krise, um lang aufgeschobene Probleme anzugehen", kommentiert die bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion den Vorstoß von Kultusminister Roland Wöller (CDU) zur Reform der Ausbildung von Grundschullehrern (Freie Presse, 2.6. berichtete).
"Der Minister hat für bestimmte Vorhaben bereits jetzt unsere volle Unterstützung. Wir begrüßen die Neudiskussion der Standortfrage der Lehrerausbildung, die stärkere Berücksichtigung der Eignung der Lehramtsstudenten, die angestrebte Verzahnung der Ausbildung der Grundschullehrer mit der Erzieherausbildung und die Aufwertung des Lehrerberufs durch verbesserte Qualität des Studiums", so Giegengack.
Hinsichtlich der Verkürzung der Ausbildung der Grundschullehrer gibt Giegengack zu bedenken: "Die Qualität einer Ausbildung hängt nicht zwangsläufig von ihrer Länge ab. Bei der Reform des Grundschullehramtes ist uns vor allem wichtig, dass der jahrelange Grundsatz <<Kleine Kinder kleine Pädagogik, große Kinder große Pädagogik>> überwunden wird. Denn in den ersten vier Schuljahren werden die Grundlagen für den weiteren erfolgreichen Bildungsweg von Kindern gelegt. Gewinnt die Qualität der Ausbildung durch eine Verkürzung des Studiums, werden wir sie unterstützen."
Das Vorhaben stärker lenkend bei der Lehrerausbildung eingreifen zu wollen, sieht Giegengack hingegen kritisch. "Mit der Lenkung von Abiturienten in ein Lehramt haben wir zu DDR-Zeiten schlechte Erfahrungen gemacht. Die müssen wir nicht wiederholen. Wir schlagen vor, die Trennung zwischen Lehramt Mittelschulen und Gymnasien ganz aufzuheben und hierfür eine Differenzierung des Lehramts in Mittelstufe und Oberstufe, also nach dem Alter der Kinder, einzuführen. Die pädagogischen Anforderungen für den Unterricht bei Zehnjährigen sind andere als für den Unterricht bei 17-Jährigen, die Schulart ist dabei eher unerheblich."