Datum: 01. Juli 2010

PM 2010-200: Experten laufen Sturm gegen Änderung des Denkmalschutzgesetzes

„Viele renommierte Experten laufen Sturm gegen die Pläne zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes. Doch die CDU/FDP-Koalition lässt das kalt“, kritisiert Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und kulturpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Innenminister Markus Ulbig muss die Kritik der Fachleute ernst nehmen“, fordert Gerstenberg. „Denn würde sein Entwurf umgesetzt, stände ein Großteil der Denkmale in Sachsen zur Disposition.“
„Der hochwertige Bestand an Kulturdenkmalen macht einen wichtigen Teil unserer Identität und des internationalen Rufes Sachsens aus. Nach dem Referentenentwurf sollen nur noch zehn bis 20 Prozent der ca. 100.000 Denkmale als ‚besonders herausragend‘ eingestuft werden“, ist Gerstenberg besorgt.
„Für alle anderen Denkmale wären zukünftig die Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte allein zuständig. Doch diese haben weder die Personalstärke noch den Einfluss, um die Bestände ausreichend schützen zu können“, warnt der Abgeordnete.
„Sind Denkmale einmal entwertet, werden sie schnell von der Bildfläche verschwinden, allen voran Einzeldenkmale wie Industriedenkmale, Vierseithöfe oder Umgebindehäuser.“
„Die FDP hat von Denkmalschutz offenbar keine Ahnung“, kritisiert Gerstenberg. „Die von ihr geforderte sorgsame Abwägung zwischen Denkmalschutz und anderen Interessen findet bereits heute statt – und geht oft zu ungunsten des Denkmalschutzes aus.“
„Die FDP täuscht populistisch eine Bürger- und Unternehmerfreundlichkeit vor und denkt dabei wie so oft zu kurz: der langfristige Erhalt der sächsischen Kulturlandschaft, von dem Bürger wie Unternehmen profitieren, bleibt bei ihr auf der Strecke. Stattdessen sollte überlegt werden, wie die Denkmaleigentümer unterstützt werden können, etwa durch Zuschüsse aus einem Entschädigungsfond.“
Zahlreiche Experten aus Wissenschaft, Politik und Denkmalpflege haben sich in den letzten Tagen entsetzt über die Pläne für ein neues Denkmalschutzgesetz in Sachsen geäußert.