Datum: 01. Juli 2010

PM 2010-201: Staatliches Schulsystem soll durch Ausschalten der Freien Schulen gerettet werden

„Nicht das Ausschalten des Konkurrenten ist der richtige Weg, die staatlichen Schulen zu stärken, sondern die Herstellung fairer Bedingungen. Staatliche Schulen brauchen mehr Autonomie, um konkurrenzfähig zu sein“, fordert Annekathrin Giegengack, bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag. Das Kultusministerium hatte angekündigt, den Betrieb von freien Schulen zu erschweren, um das staatliche Schulnetz zu stabilisieren.
„In vielen Ländern können auch die staatlichen Schulen über Sachausgaben und Personal selbst bestimmen. Dies fördert Motivation und Innovation und macht staatliche Schulen konkurrenzfähig.“ Alle PISA-Test-Sieger (Finnland, Kanada, Neuseeland, Korea und Niederlande) räumen den staatlichen Schulen mehr Eigenverantwortung ein, um Problemen vor Ort besser gerecht werden zu können. Die Steuerung der Bildungssysteme erfolgt über Lernziele und Bildungsstandards. Das Evaluationswesen ist stark ausgeprägt. Schulen werden zur Schulentwicklungsarbeit motiviert.
„Dass Sachsen den Weg zur selbstständigen Schule nicht geht, zeigt, welche Macht die Bildungsbürokratie in unserem Land hat. Denn mehr Autonomie für die einzelne Schule bedeutet gleichzeitig, dass manch ein Oberamtsrat oder Regierungsamtmann im Ministerium oder der Bildungsagentur überflüssig ist“, so Giegengack.
„Sollten die Pläne von Kultusminister Roland Wöller umgesetzt werden, ist es in Zukunft nahezu unmöglich, eine freie Schule zu gründen. Auch ist davon auszugehen, dass einige bereits bestehende freie Schulen in den nächsten Jahren schließen müssen. Das schwächt unsere Bildungslandschaft entscheidend“, erklärt Annekathrin Giegengack. „Die Existenz freier Schulen hat an manchen Orten in Sachsen zu einer Konkurrenz um die Gunst der weniger werdenden Schüler geführt. In diesem Zusammenhang von Kannibalismus zu sprechen ist jedoch ein Affront.“