Datum: 23. Februar 2011

PM 2011-047: Sachsens Studenten nehmen immer weniger Auslands-Semester

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag fordert die Staatsregierung auf, Konsequenzen aus dem deutlichen Rückgang von Auslands-Semestern der Studierenden in Sachsen zu ziehen.
Insgesamt gingen 2009 nur knapp 1.400 Studierende für einen Studienaufenthalt ins Ausland, 2005 waren es noch mehr als 1.700.
"Die Änderung des Hochschulgesetzes ist die einzig richtige Antwort auf dieses Manko", so Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, parlamentarischer Geschäftsführer und hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion.
"Zeitfenster für Auslands-Erfahrungen müssen in die Studiengänge eingebaut und die im Ausland erbrachten Studienleistungen in der Regel anerkannt werden."
Auch die Hochschulen weisen laut Staatsregierung darauf hin, dass wegen mangelnder «Mobilitätsfenster» und Problemen bei der finanziellen Absicherung «längere Studienaufenthalte im Ausland eher problematisch zu realisieren sind».
Die GRÜNE-Fraktion hatte dazu bereits einen Entwurf für ein Studienreformgesetz in den Landtag eingereicht. "Die einzige Alternative zu gesetzlichen Änderungen wären verbindliche Abmachungen in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen. Hier könnten auch verstärkt Partnerprogramme mit ausländischen Hochschulen vereinbart werden." Der Gesetzentwurf wird im März im Wissenschaftsausschuss behandelt und danach im Plenum des Landtags abschließend beraten.
Gerstenberg forderte zudem, die bisherige Förderung des Dresdner Leonardo-Büros als Anlaufstelle für Auslandspraktika weiterzuführen.
"Die Kürzung dieser wichtigen Beratungsinstanz auf Null ist völlig unverständlich und kontraproduktiv. 2010 hatte der Freistaat für das Leonardo-Büro noch 128.000 Euro bereitgestellt."
Der grüne Hochschulpolitiker regte zudem an, auf die EU zuzugehen, um die Förderung der Mobilität zu verbessern. "Noch werden zu wenige Studierende über die verschiedenen Mobilitätsprogramme erreicht. Eine soziale Staffelung der Förderung könnte einkommensschwachen Studierenden zu Gute kommen. Eine Zusammenfassung der Programme kann für bessere Sichtbarkeit sorgen."
Die Antwort von Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Gerstenberg hatte ergeben, dass sich die Zahl der Studienaufenthalte von sächsischen Studenten im Ausland an einigen Hochschulen fast um die Hälfte reduziert hat. An der TU Chemnitz etwa ging seit 2005 die Anzahl der Studenten mit Auslandsstudien von 227 auf 121 im Jahr 2009 zurück. An der TU Bergakademie Freiberg sank die Zahl von 64 auf 34, an der Uni Leipzig auf zwei Drittel: von 621 auf 440 Studenten.
Die EU-Wissenschaftsminister hatten vereinbart, dass bis 2020 20 Prozent aller Absolventen einen Auslandsaufenthalt absolvieren sollen. In Sachsen erlangen jährlich ca. 18.000 Studierenden einen Hochschulabschluss (Stand 2009). » Anfrage ‚Europäische Mobilität an sächsischen Hochschulen‘ (Drs. 5/3837) » GRÜNER Entwurf für ein Studienreformgesetz » Anhörungsprotokoll