PM 2011-054: GRÜNER Frauentagsempfang mit 150 Gästen – Hermenau: Nach vorn blicken und Selbstverständliches endlich einfordern
Zum Empfang der GRÜNEN-Fraktion anlässlich des 100. Frauentags am Donnerstagabend im Sächsischen Landtag hat Fraktionsvorsitzende Antje Hermenau den 150 Gästen Mut gemacht, nach vorn zu blicken und Selbstverständliches einzufordern.
"Ich habe in meinem Leben immer wieder beobachten müssen, wie Männer drastische Fehlentscheidungen trafen, von deren Konsequenzen dann mehr als nur sie betroffen waren, sei es familiär, beruflich oder politisch. Aus eigener Erfahrung darf ich Ihnen sagen: es lohnt sich Verantwortung zu übernehmen, sich einzumischen und Macht für jemanden oder etwas zu ergreifen. Und nicht zuletzt ist es unser gutes Recht und ein Beitrag zur Vollendung unsere Demokratie."
"Norwegen hat es vorgemacht, Frankreich, Spanien und die Niederlande folgen. Längst ist klar, ohne verbindliche Vorgaben für mehr Frauen in Führungspositionen, in Vorständen und Aufsichtsräten wird das nichts. Wir brauchen eine verbindliche Quote von 40 Prozent.
Die GRÜNEN haben seit 25 Jahren eine Quote. Sie gibt den Frauen die Erstchance, ihre Talente aufzuzeigen. Genauso brauchen die Frauen in der Wirtschaft die Möglichkeit zu zeigen, dass sie erfolgreich Unternehmen führen können."
Prof. Hildegard Nickel, Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse an der Humboldt-Universität Berlin, spannte einen Bogen über 100 Jahre Frauentag. Sie erinnerte daran, dass sich der 8. März in der DDR "immer mehr zu einem sozialistischen Mutti-Tag" entwickelte, es aber auch eine andere Geschichte der Frauenbewegung in der DDR gab.
"Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre gründeten sich die ersten kritischen ‚halboffiziellen‘ oder auch oppositionellen Frauengruppen. 1982 wird das neue Wehrdienstgesetz in der DDR erlassen, das die Einbeziehung aller Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren ermöglicht. Nicht am Frauentag aber am 17.10.1982 findet eine öffentliche Protestaktion ‚Frauen für den Frieden‘ statt. 50 Frauen in Trauerkleidern übergeben im Postamt am Alex gemeinsam ihre Verweigerung."
Prof. Nickel wies darauf hin, dass im Westen Deutschlands der Internationale Frauentag lange Zeit vergessen war und erst im Zuge der zweiten Frauenbewegung allmählich wieder entdeckt wurde. Öffentlich wahrnehmbarer sei er erst 1994 durch eine vom Unabhängigen Frauenverband initiierte bundesweite Aktion geworden.
"Der Kampf der Frauen findet mittlerweile zwar nicht mehr auf der Straße statt, sondern in Gesetzgebungsverfahren, (…) auch in Talkshows und Spiegel- oder Bertelsmann-Streitschriften. Und es haben sich die Debatteninhalte verschoben. Es ist längst keine Frage mehr, ob Frauen berufstätig sein sollten und ob Kitas kommunistisches Teufelswerk sind, sondern es geht um Quote, Equal Pay, Mindestlohn und die Qualität des Arrangements von Arbeit und Leben."
Der immer noch bestehende ‚Gleichstellungsvorsprung‘ der Ostdeutschen spiegelt nach Prof. Nickel auch eine gewisse Alternativlosigkeit, einen Druck der Verhältnisse wider. "Um ‚Brot und Rosen‘, um gleiche Teilhabe wie um gleiche Anerkennung und um noch viel mehr müssen wir Frauen in Ost und West heute wie vor 100 Jahren kämpfen! (…) Packen wir es an! Das können Ost-Frauen ohnehin am besten."
Karin Weber, Mitbegründerin der Dresdner Sezession ’89 und Inhaberin der Galerie Mitte, führte in die Ausstellung anlässlich des 100. Internationalen Frauentags ein, die noch bis zum 12. April 2011 von 10-18 Uhr in der 1. und 2. Etage des Packhofflügels im Sächsischen Landtag, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, Dresden, zu sehen sein wird.