PM 2011-085: Suchtkrankenhilfe – CDU und FDP kneifen vor der Landtagsanhörung
Zur öffentlichen Anhörung des Sozialausschusses des sächsischen Landtags zur ambulanten Suchtkrankenhilfe am kommenden Montag haben CDU- und FDP-Fraktion keinen Sachverständigen benannt.
"Kneifen CDU und FDP, weil sie Angst vor dem einhelligen Urteil der Sachverständigen haben?", fragt Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. "Es ist ein schlechter politischer Stil der Koalitionsfraktionen, Landtags-Anhörungen der demokratischen Opposition zu brisanten Themen derart zu missachten."
Die GRÜNE-Fraktion will mit der Anhörung zu ihrem Antrag ‚Ambulante Suchtkrankenhilfe gewährleisten – Finanzierung sicherstellen‘ Expertenmeinungen einholen, um einer Lösung der Probleme im Bereich der Suchtberatung- und Behandlung näherzukommen.
"Bei jedem bekannt gewordenen Fall des Koma-Saufens von Kindern und Jugendlichen rollt die Empörungswelle. Wenn es aber um die tägliche Kleinarbeit geht, tauchen CDU und FDP ab", kritisiert Herrmann. "Wir brauchen auch in Sachsen mehr Beratungsangebote der Suchtkrankenhilfe. Beängstigende Entwicklungen wie das sinkende Einstiegsalter beim Alkoholkonsum auf derzeit 12 Jahre machen doch um den Freistaat keinen Bogen."
Die Koalition hatte im Haushalt 2011/2012 die Zuschüsse der Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe mit jährlich 3,5 Mio. Euro auf dem Niveau von 2010 gehalten, obwohl die Situation in Sachsen eine Erhöhung auf 4 Mio. erfordert.
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind 100.000 Kinder und Jugendliche bis ca. 25 Jahren in Deutschland alkoholabhängig oder stark alkoholgefährdet. Ca. 2,6 Millionen Kinder leben in Haushalten mit einer Alkoholgefährdung.
"Diese Zahlen sind erschreckend. Wenn die Suchthilfe keine bessere Unterstützung bekommt, drohen sich die Probleme im Gesundheitswesen oder der Arbeitswelt massiv auszuwirken", befürchtet Herrmann. "Wer der Suchtberatung keine angemessene Ausstattung gibt, zahlt volkswirtschaftlich drauf."
» Grüner-Antrag ‚Ambulante Suchtkrankenhilfe gewährleisten – Finanzierung sicherstellen‘ (Drs. 5/2337)
Hintergrund:
Aktuell suchen in Sachsen etwa 60 Prozent der Betroffenen Suchtberatungsdienste auf Grund einer Alkoholproblematik auf. Hinzu kommen die Suchtgefahren durch illegale Drogen. Im Jahr 2010 nahmen 20 Prozent aller Klienten aus diesem Grund eine Beratung in Anspruch. (Quelle: Jahresbericht der ambulanten Suchkrankenhilfe)
Die GRÜNE-Fraktion hat zur Anhörung ihres Antrages im Ausschuss für Soziales und Verbraucherschutz am 4. April im Sächsischen Landtag als Sachverständigen Andreas Rothe von der Stadtmission Chemnitz e.V., Leiter der Beratungsstelle ambulante Suchthilfe, eingeladen.
Die CDU- und die FDP-Fraktion haben keinen Sachverständigen benannt.
Während die GRÜNE-Fraktion nur einen Sachverständigen benennen kann, kann die CDU-Fraktion bis zu fünf Sachverständige für Anhörungen benennen.