PM 2011-125: Flughafen Leipzig – Triebwerksprobeläufe eignen sich nicht als Open-Air-Konzert
Auf dem Flughafen Leipzig/Halle werden die Interessen der lärmgeplagten Anwohner nicht ernst genommen. Dieses Fazit zieht Gisela Kallenbach, umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, nach der Lektüre der Antwort von Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) auf ihre Kleine Anfrage ‚Triebwerksprobeläufe auf dem Gelände des Flughafens Leipzig/Halle‘.
Im Planfeststellungsbeschluss wurden der Berechnung der Gesamtlärmprognose durchschnittlich nur 36 Triebwerksprobeläufe pro Jahr zu Grunde gelegt. Diese sollten zudem in einer eigens dafür mit Steuergeldern errichtetet Halle erfolgen.
"Nun, die Realität sieht anders aus: Einer Antwort von Staatsminister Morlok auf meine Kleine Anfrage musste ich entnehmen: von 376 Triebwerksprobeläufen im Jahr 2010 haben nur 95 in der Halle, der Rest aber im Freien stattgefunden. 376 – das ist das Zehnfache im Vergleich zu den Annahmen im Planfeststellungsbeschluss."
Es macht mich fassungslos, dass so viele lärmintensive Probeläufe nicht in der mit öffentlichen Mitteln extra errichteten Triebwerksprobelaufhalle durchgeführt wurden", so die GRÜNEN-Abgeordnete. "Ich fordere Wirtschaftsminister Morlok auf, endlich diese rücksichtslose Praxis einstellen zu lassen."
"Gemäß den Auflagen im Planfeststellungsbeschluss und der Betriebsgenehmigung des Flughafens vom 31.07.2007 sind Triebwerksprobeläufe im Triebwerksprobelaufstand in der Halle durchzuführen. Dass gegen diese aktive Schallschutzmaßnahme verstoßen wird, ist offenkundig. Die Landesdirektion als Aufsichtsbehörde muss nun unverzüglich handeln."
"Wenn der Wirtschaftsminister auf meine Frage nach den Gründen der Probeläufe außerhalb der Halle antwortet, dass die erforderliche Test- und Einführungsphase bei Triebwerken noch nicht abgeschlossen sei, dann ist er und sein Haus entweder zynisch gegenüber den Belastungen für die Anwohner oder fachlich inkompetent", empört sich Kallenbach. "Mit meiner Frage hat seine Antwort jedenfalls nichts zu tun."
Triebwerksprobeläufe sind nach jeder Wartung vorgeschrieben. "Anwohner erleben eine extreme Lärmbelastung, wenn etwa die sechs Triebwerke einer Antonow-Maschine auf dem freien Feld getestet werden", erläutert Kallenbach.
» Kleine Anfrage Gisela Kallenbach ‚Triebwerksprobeläufe auf dem Gelände des Flughafens Leipzig/Halle‘ (Drs 5/5196)
» Betriebsgenehmigung des Flughafens vom 31.07.2007
» Planfeststellungsbeschluss S. 374 Kap. 10.5.7.1 Gesamtlärmprognose