PM 2011-131: Deutliche Abfuhr für Hochschulpläne der Staatsregierung
Die GRÜNE-Fraktion im Sächsischen Landtag fordert Konsequenzen aus der Öffentlichen Experten-Anhörung des Wissenschaftsausschusses zur Hochschulentwicklungsplanung.
"Die Staatsregierung hat heute eine deutliche Abfuhr für Ihre Pläne bekommen. Sowohl der geplante Stellenabbau als auch das Konzept der Wissenschaftsräume in seiner derzeitigen Form wurde von den Vertretern der Hochschulen und den auswärtigen Experten eindeutig abgelehnt", erklärt Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion.
Schon jetzt weisen die sächsischen Hochschulen eine starke Überlast auf, allein die Westsächsische Hochschule fährt nach Angaben des Rektors Prof. Gunter Krautheim eine Auslastung von 189 Prozent der nominellen Kapazitäten. Auch den Rektoren der Hochschule Mittweida, Prof. Lothar Otto, und der TU Chemnitz, Prof. Klaus-Jürgen Matthes, zufolge sind die Hochschulen an der Auslastungsgrenze angekommen. Otto wies darauf hin, dass in den letzten Jahren bereits 10 Prozent der Stellen abgebaut worden sind.
Der Prorektor für strukturelle Entwicklung der Universität Leipzig, Prof. Thomas Lenk, kritisierte ebenfalls die negative Entwicklung der letzten Jahre: "Trotz steigender Studierendenzahlen fand in den letzten Jahren kein Ausbau der personellen Ressourcen statt. Die Betreuungsrelation hat sich von 1:30 zu 1:50 entwickelt, an den Universitäten liegt sie bei 1:60. Faktisch ist das ein kalter Finanzausgleich: an die Hochschulen werden Aufgaben abgedrückt, ohne sie finanziell zu entlasten."
Der von der GRÜNEN-Fraktion benannte Finanzwissenschaftler Lenk kritisierte den Ansatz der Staatsregierung: "Aktive Zukunftsvorsorge ist etwas anderes als Kaputtsparen. Finanzpolitik muss den aktiven Bereich fördern, der später für Einnahmen sorgt – das sind vor allem Bildung und Wissenschaft. Hier darf nicht gekürzt werden."
Das Konzept der Wissenschaftsräume wurde vor allem von den Hochschulvertretern kritisiert: "Wissenschaftsräume sind nichts anderes als eine funktionale Verschleierung von Mittelkürzungen", so Prof. Lenk. Der Zwickauer Rektor Krautheim: "Forschung wird global organisiert und lässt sich nicht in Wissenschaftsräume gliedern. Auch in der Lehre muss das ganze Land betrachtet werden." Der amtierende Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Matthes hält den Ansatz ebenfalls für nicht sinnvoll.
Gerstenberg fordert nun Konsequenzen: "Die Staatsregierung muss aufhören, die Hochschulentwicklungsplanung gegen die Hochschulen zu machen. Wir brauchen jetzt eine Einbeziehung der Hochschulen in die Planung. Die Stellenabbaupläne müssen vom Tisch, das Konzept der Wissenschaftsräume muss überprüft werden."