Datum: 30. Mai 2011

PM 2011-167: Mehr Jugendangebote im MDR? – GRÜNE: Eine Pflicht, keine Kür!

"Wenn MDR-Intendant Udo Reiter einen Jugendkanal der ARD als Illusion abtut (dpa-Meldung vom 23.5.2011), kann man nur mit dem Kopf schütteln", sagt Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, medienpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
"Dabei geht es um eine grundlegende Pflicht und keine Kür, über die man mal reden könnte, wenn noch ein bisschen mehr Geld da wäre", so Gerstenberg weiter.
"Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und ganz besonders der MDR wird momentan seinem Auftrag nur ungenügend gerecht, weil er Jugendliche vor allem in der Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren fast gar nicht mehr erreicht."
"Hat beim MDR schon mal jemand daran gedacht, das die Jugendlichen von heute die erwachsenen Zuschauer und Beitragszahler von morgen sein könnten? Sie werden sich auch später nicht mit den jetzigen Angeboten begnügen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte dann für weite Teile der Bevölkerung schlichtweg irrelevant sein und jegliche Akzeptanz verlieren."
"Die Kenntnisse über jugendliche Zielgruppen reichen beim MRD offensichtlich nicht sehr weit, denn es genügt nicht, Jugendliche mit Sport und einzelnen großen Shows zu beliefern. Andere Dritte, wie etwa der SWR mit ‚DasDing‘ oder der BR mit ’südwild‘ weisen in die richtige Richtung. Ein jugendgerechtes Programm beinhaltet Musik-, Pop- und Medienkultur, aktuelle Trends aus verschiedenen Szenen, lässt Jugendliche über Ereignisse vor der eigenen Haustür debattieren und macht gesellschaftliche und politische Themen zugänglich. Solche anspruchsvollen Jugendangebote werden die Privatsender wohl kaum bereitstellen können."
"Ein Weg, wie man durchaus eine höhere Zahl von Jugendlichen erreichen kann, wäre, dass Jugendliche selbst Fernsehen machen. Das Programm muss direkt an den Lebenswelten der Jugendlichen anknüpfen. Gerade lokaler Jugendjournalismus und die daraus resultierenden frischen und authentischen Angebote könnten für mehr Identifikation mit dem MDR sorgen."
"Es geht auch um die Weiterentwicklung des Fernsehens an sich. Bei den jüngeren Generationen werden die Nutzergewohnheiten bereits heute wesentlich durch das Internet, Soziale Netzwerke und Videoplattformen, bestimmt. Das Fernsehen ist für sie nach wie vor wichtig, aber sie erwarten immer mehr, sich ein Programm spontan selbst zusammenstellen zu können, wollen mehr Interaktion und vor allem Inhalte, die ihre eigenen Themen betreffen. Wie für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, so dürfen insbesondere auch für Jugendangebote klassische mediale Grenzen keine Rolle mehr spielen. Fernsehen, Radio und Webangebote müssen gleichberechtigt nebeneinander stehen und miteinander zu einem Gesamtangebot verbunden werden. Das ist seit langem eine GRÜNE Forderung. Für die Jugendangebote ist also ein digital ausgestrahlter, aber analog gedachter Spartenkanal keine gute Lösung."
"Die Auffassung, dass mehr Jugendangebote notwendig sind, ist in der ARD inzwischen weit verbreitet. Nur der MDR will sich aufs Altenteil zurückziehen. Statt sich zurückzulehnen, sollte der MDR die Vorurteile ablegen und mit anderen Anstalten nach gemeinsamen Umsetzungsmöglichkeiten suchen. Außerdem müssen wir die medienrechtlichen Voraussetzungen für ein zukunftstaugliches und auftragsgerechtes öffentlich-rechtliches Medienangebot schaffen."