Datum: 22. Juli 2011

PM 2011-237: Schlechtes Vorbild: Kupfer feiert Carsharing als Mobilität der Zukunft – Staatsregierung verzeichnet 2011 Rekordkauf bei Neuwagen

Wie schwierig es sein kann, umweltfreundliches Denken in die Tat umzusetzen, zeigt beispielhaft die Fahrzeugnutzung in der Landesregierung, wie Kleine Anfragen der GRÜNEN-Landtagsfraktion ergaben.
Umweltminister Frank Kupfer (CDU) hatte am 16. Mai das Carsharing-Unternehmen teilAuto Mobility Center GmbH in die Umweltallianz Sachsen aufgenommen. Seine Begründung: "Carsharing hat viele Vorteile. Seine Nutzer müssen auf den Komfort eines Autos nicht verzichten. Je nach Einsatzzweck haben sie sogar immer das passende Auto. Moderne Flotten helfen, Klima- und Umweltbelastungen zu reduzieren. Das alles sind schlagkräftige Argumente für ein solches Konzept."
"Für die ca. 80.000 Landesbediensteten gilt dies offenbar nicht", erklärt Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion.
"Laut Antwort auf eine Kleine Anfrage können bisher von den knapp 80.000 sächsischen Landesbediensteten nur die ca. 240 Angestellten des Staatsbetriebs Staatschauspiel Dresden in ihrem Arbeitsalltag Carsharing-Angebote nutzen." (Kleine Anfrage, Drs. 5/5865)
"Eine weitere Kleine Anfrage ergab sogar, dass der Freistaat 2011 120 Fahrzeuge neu einkaufen will. So viele Neufahrzeuge gab es in den gesamten letzten 5 Jahren nicht. Vorbildwirkung sieht anders aus", kritisiert Jähnigen. (Kleine Anfragen, Drs. 5/5434 und Drs. 5/5864)
Vielleicht liegt das Geheimnis des Widerspruchs zwischen Kupfers "grünen" Worten und mangelnden Taten einfach am herrschenden (Un)Verständnis im Kabinett, beispielhaft hier die Ausführungen seines Kollegen Verkehrsminister Sven Morlok (FDP).
Dieser hatte in seinen Antworten zur Nutzung von Carsharing für sein Ministerium überraschende Antworten (Drs 5/1083) gegeben:
«Die Fahrzeugpalette der Carsharing-Anbieter (Kleinwagen) ist in der Regel nicht für den Transport mehrerer Bediensteter sowie deren mitgeführter Arbeitsunterlagen auf größeren geeignet.»
"Macht der Minister sich Sorgen um den Leibesumfang seiner Mitarbeiter oder lässt er sie permanent meterweise Akten mit sich schleppen?", wundert sich Jähnigen.
"Ein Blick auf die Webseite des örtlichen Anbieters hätte genügt: u.a. stehen permanent und ausreichend Renault Grand Scenic und Opel Zafira zur Verfügung. Sollte es in den Ministerien bisher üblich sein, die Dienstfahrten zu Besprechungen von mehr als 5 Mitarbeitern zu nutzen, stehen auch etliche 9-Sitzer zur Verfügung."
"Wir laden Herrn Morlok auch gern zu einem Besuch in die GRÜNE-Landtagsfraktion ein, wo er uns bei der Bewältigung des ‚immensen Verwaltungsaufwands‘ über die Schulter schauen kann. Dort weisen wir ihn gern in das einfache und nutzerfreundliche Prinzip ein", bietet Jähnigen an.
"Falls grüne Referenzen nicht ausreichen, empfehlen wir den Kontakt mit dem Statistischen Bundesamt Wiesbaden, der Stadtverwaltung Dresden, der Sächsischen Energieagentur SAENA oder der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH (HWF). Diese profitieren seit Jahren von den flexiblen, passgenauen, kostengünstigen und ökologischen Carsharing-Angeboten", so Jähnigen.
» Kleine Anfrage ‚Nutzung von Carsharing durch die Landesbeschäftigten‘ (Drs 5/5865)
» Kleine Anfrage ‚Fahrzeugkäufe Freistaat ab 2000‘ (Drs 5/5434)
» Kleine Anfrage ‚Fahrzeugkäufe Freistaat 2011‘ (Drs 5/5864)
» Kleine Anfrage ‚Carsharing‘ (Drs 5/1083)

» GRÜNER Antrag ‚Carsharing für Landesbehörden und nachgeordnete Einrichtungen‘ (Drs 5/6859)