PM 2011-338: GRÜNE beklagen Schulleitermangel – Über 50 Schulen betroffen
An Sachsens Schulen fehlen etliche Schulleiterinnen und Schulleiter. Das ergab eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Annekathrin Giegengack(GRÜNE). Nach Angaben des Kultusministeriums sind allein im laufenden Schuljahr über 50 Schulen ohne Schulleitung.
"Ein nicht vorhandene Schulleitung ist ein Problem, denn es fehlt die entscheidende Instanz für die Schulentwicklung", so Annekathrin Giegengack, die bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Landtag ist.
Sie fordert deshalb attraktivere Bedingungen für Direktorenposten. "Offensichtlich sind viele Schulleiterposten unattraktiv. Zudem werden die Besetzungsverfahren nicht rechtzeitig eingeleitet."
Besonders betroffen von nicht besetzten Direktorenposten sind Grundschulen. Denn 37 Grundschulen, aber immerhin auch sechs Förderschulen und elf Mittelschulen verfügen derzeit über keine Schulleitung. Dagegen sind derzeit nur ein Gymnasium und ein Berufsschulzentrum betroffen.
Der eigentliche Skandal ist für Giegengack die jahrelange Nichtbesetzung von Schulleitungen. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass Schulen zum Teil seit Jahren führungslos sind." Einige Grundschulen und Mittelschulen wurden schon seit dem Schuljahr 2008/09 nicht mit Schulleitern besetzt. Die Mittelschule Grünhain (Erzgebirgskreis) ist sogar seit fünf Jahren ohne Schulleiter. "Die Bildungsagenturen handeln fahrlässig, wenn sie Schulleiterposten jahrelang unbesetzt lässt, weil Schulleiter ohne Ersatz versetzt oder die Schule in einigen Jahren geschlossen wird. Werden so Schulen einfach aufgegeben?"
Der Bildungspolitikerin zufolge sind die Gründe hausgemacht. "Die hohe Zahl an Nichtbesetzungen weist auf ein eindeutiges Missmanagement der Bildungsagenturen hin. In der Regel ist absehbar, wann Schulleiter ausscheiden. Durch rechtzeitige Besetzungsverfahren sollte eine Nichtbesetzung vermieden werden können."
Giegengack zufolge müssen Direktorenposten aber auch deutlich attraktiver werden. "Mit einer Vergütung, die bei Grundschulleitern zum Teil unterhalb von Facharbeiterlöhnen liegt, lockt man niemand hinter dem Ofen hervor. Anders als jetzt muss es selbstverständlich sein, dass Leitungsfunktionen besser vergütet und von Unterrichtsverpflichtungen entlastet werden. Wir brauchen Mindestandards für die Schulleitervergütung, die den Grundsatz ‚Mehr Verantwortung, mehr Gehalt‘ entsprechen."
Die Bildungspolitikerin fordert neben Mindeststandards flexible Lösungen: "Die Bildungsagentur hat von besserer tariflicher Eingruppierung bis zur Verbeamtung eine ganze Palette an Möglichkeiten, um potentiellen Bewerbern maßgeschneiderte Angebote zu machen. Es lohnt sich, attraktive Bedingungen für Schulleiterinnen und Schulleiter zu schaffen. Denn engagierte und kreative Schulleitungen sind der Schlüssel für eine bessere Schulqualität."
» Kleine Anfrage ‚Nichtbesetzung von Dirktorenstellen an allgemeinbildenden Schulen in Sachsen‘
Hintergrund:
In über 50 Schulen in Sachsen sind die Schulleitungsstellen nicht besetzt. Dabei ist die Tendenz bei Grundschulen steigend. Während 2009/10 noch 28 Grundschulen und 2010/11 schon 33 Grundschulen betroffen waren, sind es im laufenden Schuljahr 37. Ebenfalls stark betroffen sind Mittelschulen (2009/10: 14, 2010/11: 11, 2011/12: 14). Für Förderschulen (2009/10: 2, 2010/11: 3, 2011/12: 6), Gymnasien (2009/10: 2, 2010/11: 1, 2011/12: 3) und Berufsschulzentren (2009/10: 1, 2011/12: 1) fallen die Werte vor allem aufgrund der ohnehin geringen Anzahl von Schulen geringer aus.
Bei einigen Schulen versuchen die Bildungsagenturen durch gemeinsame Schulleitungen abzuhelfen. Derzeit werden 17 Grundschulen und jeweils eine Mittelschule, Förderschule und Berufsschule werden durch eine gemeinsame Schulleitung geleitet.