PM 2011-406: Angst vor der Energiewende? GRÜNE: Nur Mut zu neuen Wegen – die alten werden immer teurer
Zur Forderung der Vollversammlung der IHK Chemnitz nach einer langfristig sicheren Braunkohleversorgung für stabile Energiepreise anstelle eines Umbaus des Energiesektors hin zu Erneuerbaren Energien, erklärt Antje Hermenau, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
"Handlungsunfähige politische Akteure sollten die Wirtschaft nicht dazu verleiten, die notwendigen Anpassungen im Energiesektor zu unterlassen. Es ist nicht neu, dass der Gang der Geschichte die schwarz-gelbe Koalition in Berlin und Dresden zu Einsichten zwingt, auf die sie politisch nicht vorbereitet sind. Ihnen fällt auf die Füße, dass sie sich aus ideologischen Gründen mit vielen Themen nicht befassen wollten und nun politisches Neuland betreten, das sie nicht beherrschen. Wer aber auch in zehn Jahren nicht nur bei ‚trocken Brot‘ sitzen will, muss sich den notwendigen Anpassungen stellen – die Energieversorgung gehört dazu."
"Es ist richtig, dass der Umbau der Energiewirtschaft Geld kostet. Geld, das wir jetzt noch haben, auch seitens der öffentlichen Hand im Rahmen des ‚Aufbau Ost‘. Diese notwendigen Investitionen werden sich für Unternehmen und Verbraucher auszahlen."
"Die Staatsregierung muss die Kommunen und Stadtwerke in den nächsten Jahren dabei unterstützen, eigene Solar- und Windparks aufzubauen. Hier wären das Geld für den ‚Aufbau Ost‘ sinnvoll angelegt. Denn so sichert man mittelfristig preisgünstige regionale Energieversorgung und stärkt die Finanzkraft der Kommunen als Wirtschaftsstandorte."
"Schon jetzt machen Erneuerbare Energien den Strom an der Börse billiger, so dass Stadtwerke und Industriebetriebe dort günstiger einkaufen können. Die Börsenpreise liegen momentan auf dem gleichen Niveau, wie vor der Abschaltung der ersten Atomkraftwerke."
"Die Kilowattstunde Strom aus Windenergie an Land (On-Shore) kostet im Schnitt nur noch 6-9 Cent. Dieser Preis sinkt, während die Preise für Braunkohlestrom durch die neue Stufe des Emissionshandels ab 2013 und die zunehmende Rohstoffknappheit steigen werden."
"Weil auch die Einspeisevergütung für neue Solaranlagen jedes Jahr geringer wird, kann der selbsterzeugte Solarstrom vom Hausdach schon im Januar 2012 genau so viel kosten wie Strom vom Lieferanten. Damit wird der Eigenverbrauch immer attraktiver und die EEG-Umlage wird deshalb in den nächsten Jahren nicht weiter steigen."
"Ich lade die Vertreter der IHK Chemnitz ein, im Januar zu einem vertiefenden Austausch über die Vorraussetzungen für eine stabile und bezahlbare Energieversorgung zusammen zu kommen und die einzelnen Fragen zu diskutieren. "
Hintergrund:
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Strompreise nach Atomausstieg: Mittlerweile ist auch der Terminmarkt (Kauf von Strom zum nächsten Monat oder Jahr) wieder bei den Vor-Moratoriums-Preisen angekommen. Nach der Abschaltung der Meiler ist der Strompreis hauptsächlich aufgrund steigender Gaspreise um rund 5-10 Prozent angestiegen.
Auf dem Spotmarkt (Verkauf von Strom zum nächsten Tag) gab es keine Preissteigerungen durch den Atomausstieg.
Die Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien ist degressiv angelegt und sinkt zum 1. Januar wieder. Nach Berechnungen des Bundesumweltministeriums (BMU) wird deshalb die EEG-Umlage nur noch moderat ansteigen und ab 2015 wieder sinken. In den nächsten Jahren fallen die ersten Anlagen aus der Förderung. Durch Speichermöglichkeiten, wie sie jetzt schon von einigen Herstellern angeboten werden, wird der Eigenverbrauch immer attraktiver. Damit werden die Verbraucher von steigenden Rohstoffpreisen entlastet.» Studie des BMU
Bereits im Jahr 2010 wurde in Deutschland nach einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney der gesamtwirtschaftliche Gewinnschwelle für den Zubau von Photovoltaik erreicht, d. h. der Nutzen übersteigt die Kosten.