PM 2012-118: Offener Brief der GRÜNEN-Landtagsabgeordneten Annekathrin Giegengack zu den homosexuellenfeindlichen Äußerungen des CDU-Kreisrates Thomas Schneider
Annekathrin Giegengack, kirchenpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag und Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen bei den Grünen, erklärt zu den Äußerungen von CDU-Kreisrat Thomas Schneider auf seiner Internetseite, in welchen er die Stadträtin Cordula Drechsler aus Bad Lausick in Hinblick auf ihre schwulenfeindlichen Äußerungen gegenüber dem Parlamentarischen Geschäftsführer der GRÜNEN Bundestagsfraktion, Volker Beck, in Schutz nimmt:
Sehr geehrter Herr Schneider,
mit großem Unverständnis habe ich Ihre Vorwürfe gegen meinen Parteikollegen Volker Beck auf Ihrer Homepage zur Kenntnis genommen. Ihre Worte wiegen schwer, besonders vor dem Hintergrund, dass Volker Beck aufgrund seiner Homosexualität in einer e-mail massiv angegriffen und bedroht wurde und nicht umgekehrt.
Ganz im Gegensatz zu Jürgen Werth, dem Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, der auf einer Podiumsdiskussion beim Evangelischen Kirchentag in Dresden einräumte, dass Homosexuelle mit Evangelikalen sicher schlimme Erfahrungen gemacht hätten und er sich dafür entschuldige, greifen Sie die e-mail Attacke der Bad Lausicker Stadträtin gegen Volker Beck auf und unterstellen ihm sogar, er "proklamiere modernes diktatorisches Gedankengut". Er würde alle, die sich seiner Ideologie zur sexuellen Orientierung nicht unterordnen, mit allen (!) Mitteln bekämpfen.
Mir ist als Christin absolut unverständlich, wie Sie gerade an Karfreitag, dem Tag wo Christen still dem unschuldigen Leiden und Sterben Jesu Christi für uns gedenken, Erklärungen auf Ihrer Homepage hochladen, die einen anderen Menschen so verächtlich machen. Vielleicht glauben Sie, Ihre Worte seien damit gerechtfertigt, dass Sie für den wahren Glauben streiten. Doch politische Ziele mit religiösem Eifer zu verfolgen, birgt die Gefahr, moralisch über andere zu urteilen. In Matthäus 7 heißt es: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werden. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden."
» Äußerungen des CDU Kreistagsmitgliedes Thomas Schneider auf seiner Homepage