Datum: 07. Mai 2012

PM 2012-142: Morlok rechnet mit steigendem Autoverkehr und stagnierendem ÖPNV-Anteil

"Es ist unfassbar: Die Landesregierung behauptet, dass der Anteil des Autoverkehrs an allen Wegen in Sachsen bis 2025 noch auf knapp 60 Prozent steigen soll. Der ÖPNV soll bei neun Prozent stagnieren. Diese Schätzungen von FDP-Verkehrsminister Sven Morlok zeigen deutlich, wie unambitioniert er agiert. Seine Annahmen, dass der Autoverkehr in Sachsen quasi gottgegeben weiter zunimmt, ist unwissenschaftlich und ignoriert aktuelle Trends", kommentiert Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion, die aktuellen Antworten von Minister Morlok auf Ihre Anfragen zur Verkehrsprognose 2025.

"Die Wahl des Verkehrsmittels ist eine Frage des Angebots und politischer Investitionsentscheidungen. Wenn Morlok die Verkehrsarten des Umweltverbundes weiterhin ignoriert bzw. behindert statt fördert, wird Sachsen seine Klimaziele krachend verfehlen."

"Offenbar versucht die Staatsregierung, ihren eigenen Straßenneubaukurs und die Kürzungen beim ÖPNV auf jede erdenkliche Weise zu rechtfertigen. Mir erschließt sich überhaupt nicht, wieso sich der Autoverkehrsanteil landesweit bis 2025 noch auf knapp 60 Prozent erhöhen soll. Derzeit steigen die Benzinpreise. In der Folge werden, wie bereits in den vergangenen Jahren sichtbar geworden ist, die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs und des Fahrrads zunehmen. Darüber hinaus gibt es ein stärkeres Bewusstsein weg vom Auto als Statussymbol hin zum Umweltverbund. Die Radverkehrsanteile in den sächsischen Groß- und Kleinstädten steigen seit Jahren, moderat gilt dies auch für die ÖPNV-Nutzung", so Jähnigen.

"Die GRÜNE-Landtagsfraktion fordert ein Umsteuern, damit die Kosten für Bürger und Staat künftig beherrschbar bleiben. Wir wollen offenlegen, was es kostet, das sächsische Straßennetz zu sanieren und instand zu halten. Diese ökonomischen Folgekosten müssen bei allen weiteren Straßenneubauprojekten endlich auf den Tisch. Unsere politischen Vorschläge hierzu sind Anfang Februar in einer Anhörung im Verkehrsausschuss von allen Sachverständigen begrüßt worden. An diesem Maßstab werden wir den Landesverkehrsplan messen, den der Minister morgen verspätet vorlegen wird", so die Abgeordnete.

Hintergrund:

Als Modal Split wird in der Verkehrsstatistik die Verkehrsmittelwahl bezeichnet. Üblicherweise wird dabei der Anteil des Rad- und Fußverkehrs sowie des ÖPNV und des Motorisierten Individualverkehrs (Auto und Motorrad) einzeln aufgeschlüsselt. Irritierend und ungenau ist bei der Antwort von Staatsminister Morlok die Zusammenfassung der Rad- und Fußverkehrsanteile zu nichtmotorisiertem Verkehr.
Beispiele für die Verkehrsmittelanteile in drei verschiedenen Städten 2008 (ÖPNV, MIV, Radverkehr, Fußverkehr):

  • Leipzig: 18,8 Prozent (ÖPNV), 39,6 Prozent (MIV), 14,4 Prozent (Radverkehr), 27,3 Prozent (Fußverkehr)
  • Riesa: 6,8 Prozent (ÖPNV), 52,1 Prozent (MIV), 15,2 Prozent (Radverkehr), 25,9 Prozent (Fußverkehr)
  • Großenhain: 6,2 (ÖPNV), 52,8 Prozent (MIV), 20,9 Prozent (Radverkehr) 20,1 Prozent (Fußverkehr)

(Quelle: Verkehrserhebung "Mobilität in Städten – SrV 2008")
» Grüner Antrag "Sächsische Verkehrsplanung umweltfreundlich gestalten und öffentliche Beteiligung herstellen" (5/6862)