PM 2012-334: Die Konzeptlosigkeit der Staatsregierung bei der beruflichen Bildung bringt Intransparenz und Unsicherheit
In der heutigen Anhörung im Ausschuss für Schule und Sport zur Zukunft der Beruflichen Bildung in Sachsen zeigten sich die Sachverständigen von der Bedeutung insbesondere der Fachschulen überzeugt. Bei den zur Streichung vorgesehenen landesrechtlich geregelten Ausbildungsgängen an den Berufsfachschulen betonten die Experten die Notwendigkeit, diese einer umfassenden Analyse zu unterziehen. Anders könne man kaum die Nachfrage nach vollzeitschulischen Ausbildungen, deren Bedarf seitens der Wirtschaft sowie die Vergleichbarkeit mit Lehrausbildungen einschätzen.
Manja Bürger, Geschäftsführerin und Rechtsanwältin beim Verband Deutscher Privatschulen Sachsen-Thüringen e.V. und Sachverständige der GRÜNEN-Fraktion, wies darauf hin, dass der "Kahlschlag" der Staatsregierung massive Verunsicherung bei den Schulen, Schulträgern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern hervorgerufen hat. Von der deutlichen Einschränkung des Ausbildungsangebots sind zirka 12.000 Schülerinnen und Schüler betroffen, etwa die Hälfte von ihnen an Schulen in freier Trägerschaft. Es sei völlig unklar, ob die Schulen weiter bestehen könnten, wenn sie über Jahre ihr ursprüngliches Lehrangebot zwar weiterführen, aber keine neue Schülerinnen und Schüler aufnehmen könnten.
Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, Abgeordneter der GRÜNEN-Fraktion, fasst weiter zusammen: "Die Anhörung zeigte deutlich, dass es keine gesicherten Erkenntnisse zur Bedeutung vollzeitschulischer Ausbildungen gibt. Wir unterstützen eine Stärkung der dualen Ausbildung ausdrücklich, jedoch nicht ohne tragfähiges Konzept und einseitig auf Kosten der außerbetrieblichen Ausbildung."
"Im November 2011 wurde auf Antrag der Fraktionen CDU und FDP bereits über die Praxisnähe und Durchlässigkeit der beruflichen Bildung in Sachsen diskutiert", so Gerstenberg. "Die Staatsregierung begründet ihre Streichorgie jetzt mit dem vom Landtag gefällten Beschluss, vollzeitschulische Ausbildungsgänge zugunsten der dualen Ausbildung zu reduzieren. Der Beschluss fordert aber auch einen ausführlichen Bericht zu Entwicklung und Stand sowohl der dualen als auch der vollzeitschulischen Ausbildung mit dem Hinweis, vollzeitschulische Ausbildungsgänge nicht zu vernachlässigen. Hätte die Staatsregierung gründlich gearbeitet, könnte heute längst eine Analyse vorliegen. Da das nicht der Fall ist, kann über Bewerberzahlen, Bedarf und mögliche Angebotsdopplungen nur spekuliert werden", kritisiert Gerstenberg.
"Wir fordern die Staatsregierung auf, die ‚Neustrukturierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung‘ grundlegend zu überarbeiten. Bisher vorgesehene Streichungen müssen ausgesetzt und der Bedarf gründlich geprüft werden, sowohl an den Berufsfach- als auch an den Fachschulen. Eine differenzierte Betrachtung tut Not", so Gerstenberg.