Datum: 11. Dezember 2012

PM 2012-402: Vielleicht sollten die Koalitionsabgeordneten mehr ‚Tatort‘ gucken

KOBRAnet, die Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel mit Sitz in Zittau, steht wegen der Kürzungen der CDU/FDP-Fraktionen vor dem Aus. Die Regierungsfraktionen hatten die Mittel für KOBRAnet bei den Haushaltsberatungen völlig überraschend von 75.000 Euro, wie von der Staatsregierung vorgesehen, auf 40.000 Euro gekürzt.

"Ich bin nicht nur wütend, sondern stinksauer, wenn etablierte, gut funktionierende und nicht verzichtbare Strukturen auf diese dilettantische Art und Weise dem Spardiktat von CDU und FDP zum Opfer fallen", kritisiert Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
"Vor den Kürzungen wurden weder das zuständige Ministerium, noch die Beratungsstelle selbst einbezogen. Sonst hätten die Koalitionsabgeordneten erfahren, dass sie mit der Kürzungssumme von fast 50 Prozent das Aus der Beratungsstelle beschlossen haben."

"Vielleicht sollten die Koalitionsabgeordneten mehr ‚Tatort‘ gucken. Denn dann wüssten sie, dass Frauenhandel und Zwangsprostitution sehr komplex und äußerst gefährlich sind. Am letzten Sonntagabend wurde in der Tatort-Folge ‚Wegwerfmädchen‘ deutlich, dass die Frauen und Mädchen dem Kreislauf der Zwangsprostitution nur entkommen können, wenn entsprechende Unterstützungsstrukturen vorhanden sind", erläutert Herrmann.

"Wir können nicht die Augen davor verschließen, dass in einem Transitland wie Sachsen Zwangsprostitution tagtäglich stattfindet. Nur das professionelle Zusammenwirken von Polizei und spezialisierten Beratungsstellen ermöglicht es, Frauen aus diesem gefährlichen Kreislauf zu befreien. Die Regierungsfraktionen haben zu verantworten, wenn dieser Hilfe nun die Grundlage entzogen wurde. Sowohl für eine effektive Strafverfolgung als auch für einen sachgerechten Opferschutz sind berufsübergreifende, gut aufeinander abgestimmte Strukturen einfach unverzichtbar", betont die Abgeordnete.
"Ich erwarte von den Abgeordneten der Koalition, morgen (Mittwoch) unserem Änderungsantrag für 90.000 Euro für die Arbeit von KOBRAnet bei den Beratungen des Sozialhaushaltes zuzustimmen."

» KOBRAnet, die Beratungsstelle für Opfer von Menschenhandel

Hintergrund:

  • Die Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel KOBRAnet hat ihren Sitz in Zittau. Sie arbeitet eng mit der Polizei zusammen und unterstützt von Menschenhandel und Zwangsprostitution betroffene Frauen landesweit.
  • 2011 wurden von der Fachberatungsstelle 17 Klientinnen auf ihrem gefährlichen Weg aus der Zwangsprostitution begleitet.