Datum: 21. Juni 2013

PM 2013-167: NSU-Untersuchungsausschuss – Lichdi: Weitere Quelle von Geheimdiensten im Umfeld des NSU bestätigt

Der NSU-Untersuchungsausschuss hat am heutigen Tag den Zielfahnder des Thüringer Landeskriminalamts, Sven W. vernommen. W. war in den Jahren 1998 bis 2001 mit der Suche nach dem NSU-Trio befasst.
Dazu erklärt Johannes Lichdi, stellvertretender Obmann der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im NSU-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags:
"Durch die Befragung des Thüringer Kriminalbeamten gibt es weitere Anhaltspunkte auf Quellen eines Geheimdienstes im Umfeld des NSU."
"Der Zeuge hat auf meine Fragen mehrfach betont, dass es nach seiner Wahrnehmung >>viele kleine Anhaltspunkte<<“während der drei Jahren seiner Bemühungen zur Auffindung des Trios zur Stützung seiner Hypothese gegeben habe, dass ein Nachrichtendienst eine >>Quelle<<“nahe an dem Trio gehabt habe. Er habe den Eindruck gehabt, Nachrichtendienste hätten fast alle Personen angesprochen, die zu dem Umfeld des Trio gerechnet wurden. So sei er selbst Zeuge eines Kontakts eines Mitarbeiters des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz gewesen, in dem dieser der damaligen Lebensgefährtin von Ralf Wohlleben, Juliane W., 200 DM überreicht habe."
"Auf meine Nachfrage, ob sich dieser Eindruck nur auf thüringische Behörden beziehe, antwortete der Zeuge, dass sich dieser Eindruck auf Geheimdienste beziehe. Der Zeuge erweckte bei mir den Eindruck, dass er große Detailkenntnis zur Suche nach dem Trio hat. So konnte er sich an mindestens acht Kontakte mit dem LfV Sachsen und zahlreiche Kontakte mit sächsischen Behörden erinnern."
"Zu diesen Kontakten konnte er heute noch nicht abschließend befragt werden. Die Zeugenvernehmung wird fortgesetzt werden. Der Zeuge W. wies ausdrücklich darauf hin, dass zu keinem Zeitpunkt ein offizieller Zielfahndungsauftrag an ihn vorgelegen hätte, sondern seine Diensteinheit lediglich unterstützend tätig geworden ist."
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