Datum: 10. Juli 2014

Eisenbahnbrücken in Sachsen – 51 müssen abgerissen und neugebaut werden – Fast ein Drittel der insgesamt 1984 Eisenbahnbrücken in besorgniserregenden Zustand

(2014-190) Von den 1984 Eisenbahnbrücken in Sachsen müssen 51 abgerissen und neugebaut werden. Fast ein Drittel (525) sind in besorgniserregendem Zustand.
Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des sächsischen Bundestagsabgeordneten Stephan Kühn (GRÜNE) und weiter Kollegen hervor.
Davon betroffen sind Brückenstandorte in Amtsberg, Bautzen, Böhlen, Borna, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Heidersdorf, Klingenthal, Kössern, Leipzig, Lohmen, Markkleeberg, Mittweida, Neuhausen, Ostrau, Plauen, Pöhl, Schöneck/Vogtland, Schwarzenberg, Torgau, Weischlitz und Zwickau.
"Die Situation ist dramatisch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es in Sachsen bei Bahnbrücken zu häufigeren Sperrungen und Beeinträchtigungen kommt. Statt Milliarden in Straßenneubau und Prestigeprojekte wie den von CDU und FDP gewollten milliardenschweren Erzgebirgstunnel zu versenken, müssen sich der Bund, das Land und die Deutsche Bahn endlich um den Erhalt der Infrastruktur und eine Stärkung der Schiene kümmern", fordert Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
"Das Problem ist der Bahn seit Jahren bekannt, trotzdem investiert sie viel zu wenig in den Erhalt. Die Gewinne der DB Netz müssen in den Erhalt ihrer Infrastruktur fließen, sonst stehen weitere Streckensperrungen bevor. Wir Grünen fordern die Bahn auf, einen umfangreichen Sanierungsplan zu erstellen und ihn mit dem Land, den Zweck- und Fahrgastverbänden abstimmen, damit Beeinträchtigungen im Bahnverkehr so gut wie möglich minimiert werden können", so die Abgeordnete.
Im aktuellen ’strategische Bahnkonzept‘ von Bahn und Staatsregierung vom 2. Juli 2014 steht kein Wort zu dem Zustand der Eisenbahnbrücken in Sachsen.
"Das ist ein verkehrspolitischer Offenbarungseid des zuständigen Ministers Sven Morlok. Auch Aussagen über den Zustand des Bahnnetzes und der Bahnhöfe in Sachsen fehlen hier völlig."
"Verwunderlich ist das nicht. Bisher konnte Minister Morlok nicht einmal beziffern, wie viele Bahnbrücken dringend sanierungsbedürftig sind. Die Staatsregierung verweigerte in einer Anfrage von Eva Jähnigen die Antwort, erklärte, dass sie keine Ahnung und offensichtlich auch kein Interesse hat, in welchem Zustand sich die Eisenbahnbrücken auf sächsischem Gebiet befinden", so Jähnigen.
» Bundestagsanfrage ‚Zustand der Eisenbahnbrücken in Sachsen‘ (18/1853) der MdB Stephan Kühn (Dresden), Oliver Krischer, Matthias Gastel (GRÜNE-Bundestagsfraktion)
» Kleine Anfrage Eva Jähnigen „Zustand der Eisenbahnbrücken in Sachsen" (Drs 5/14530) » Ortsgenaue Auflistung der 51 Eisenbahnbrücken der Kategorie IV in Sachsen

Hintergrund:
Insgesamt wird der Zustand der Eisenbahnbrücken von der Deutschen Bahn in vier Kategorien unterteilt. Laut Bundesregierung müssen 525 in die Kategorie 3 „Umfangreiche Schäden, Instandsetzung möglich“ eingeordnet werden.
51 Eisenbahnbrücken in Sachsen werden sogar der vierten Kategorie zugeordnet. Das heißt, diese 51 Brücken haben so gravierende Schäden, dass sie nicht mehr wirtschaftlich saniert werden können, sondern abgerissen und neu gebaut werden müssen.
Insgesamt wird der Zustand der Eisenbahnbrücken von der DB in vier Kategorien unterteilt:

  • Kategorie 1: nur punktuelle Schäden
  • Kategorie 2: größere Schäden ohne Beeinflussung der Sicherheit
  • Kategorie 3: Umfangreiche Schäden, Instandsetzung möglich
  • Kategorie 4: Gravierende Schäden, wirtschaftliche Instandsetzung nicht mehr möglich

Titelfoto Eisenbahnbrücke (Quelle: Johann Enderle (flickr.com) CC BY NC SA 2.0)