Datum: 05. September 2014

Gigaliner – GRÜNE erwarten mehr Belastung für marode Straßen, Verkehrssicherheit, Klimaschutz

(2014-218) Zu der von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verkündeten Ausweitung des Testlaufs mit Riesen-Lkw (Gigaliner) auch auf weitere Streckenabschnitten im sächsischen Bundesfernstraßennetz erklärt Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
"Die Freigabe sächsischer Straßen für Gigaliner ist ökonomisch und verkehrspolitisch ein Desaster und führt in eine verkehrspolitische Sackgasse. Es gibt keine vernünftigen Gründe für Gigaliner: Bereits heute sind an Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang überdurchschnittlich Lkw beteiligt. Aufgrund ihres hohen Gewichts haben Gigaliner längere Bremswege. Unfälle, in die Gigaliner verwickelt sind, würden aufgrund ihrer Masse schwerwiegendere Schäden nach sich ziehen. Gigaliner machen Überholvorgänge unübersichtlich und langwierig und behindern dadurch den Verkehr vor allem für andere Lkw. Gigaliner brauchen deutlich länger, um Kreuzungen und Bahnübergänge zu räumen. Das Unfallrisiko aller Verkehrsteilnehmer erhöht sich."
"Der Zustand sächsischer Straßen ist bereits jetzt desaströs. 37 Prozent der Bundesstraßen und 63 Prozent der Staatsstraßen sind in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Statt öffentliches Geld für den durch Gigaliner notwendigen Straßenausbau zu verschwenden, etwa größeren Kurvenradien, sollte endlich die Substanz saniert werden."
"CDU und FDP haben es versäumt, die marode Straßeninfrastruktur bedarfsgerecht zu sanieren und instand zu halten. Gigaliner werden dieses Problem weiter verschärfen. Straßen, Brücken, Tunnel, Leitplanken, Parkplätze, Bahnübergänge − unsere Verkehrsinfrastruktur ist weder für eine Zunahme an 44-Tonnern noch für eine Lkw-Länge von 25,25 Meter ausgelegt."
"Beim Gigalinerfeldversuch geht es offenbar darum, die Transportkosten im Güterverkehrsbereich weiter zu drücken. Ich gehe davon aus, dass damit bisherige Schienentransporte auf Gigaliner verlagert werden, wodurch sich das Verkehrsaufkommen und der Ausstoß von Abgasen erhöhen werden."
"Es wird Zeit, dass Sachsen aus dem Experiment Gigaliner aussteigt und die Gruppe der sieben Bundesländer verlässt, die vollständig beim Feldversuch mitmachen."
Hintergrund:
Zusätzlich zum Autobahnnetz wurden gemäß einer aktuell veröffentlichten Liste des Bundesverkehrsministeriums weitere 57 Straßenabschnitte in Sachsen für Gigaliner freigegeben.
» Liste mit den für Gigalinern freigegebenem nachgeordneten Straßennetz (Sachsen Seite 20-22)
CO2-Emissionen von Lkw im Güterverkehr sind mehr als 4,5 Mal so hoch wie ein entsprechender Transport per Zug. Weiterer Straßengüterverkehr schadet nicht nur dem Klima, sondern auch der Straße. Wenn durch Gigaliner noch mehr Güter auf die Straße kommen, ist das nichts anderes als ein Beitrag zur weiteren Verstopfung der Straßen. Notwendig wäre ein Kapazitätsausbau im Schienengüterverkehr, damit mehr Verkehr über die Bahn abgewickelt werden kann.
Das EU-Parlament hat sich am 15. April 2014 gegen die Zulassung von Gigalinern im grenzüberschreitenden Verkehr in der EU ausgesprochen.