Im Schneckentempo ans Ziel
(2014-12) Zur Vorstellung des 4. Forstberichts der Sächsischen Staatsregierung durch Umweltminister Frank Kupfer (CDU) erklärt Gisela Kallenbach, umweltpolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion:
"Sachsen kommt dem 2003 im Landesentwicklungsplan erklärten Ziel eines 30-prozentigen Waldanteils an der Landesfläche nur im Schneckentempo nahe. Von 1991 bis 2012 hat der Freistaat ganze 0,7 Prozent Waldwachstum erreicht. Derzeit liegen wir bei 28,4 Prozent. Sachsen zählt damit zu den waldarmen Ländern der Bundesrepublik."
"Dass sich daran auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird, garantiert schon die Politik der sächsischen Staatsregierung. Seit 1992 stieg der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Sachsen um ca. 17.000 Hektar von 10 auf 12,4 Prozent der Landesfläche. Gleichzeitig sank die Einwohnerzahl in Sachsen um ca. 4 Prozent, knapp 200.000 Einwohner. Jede Erweiterung von Braunkohletagebauen, jede neue Straße, Infrastruktur-, Gewerbe- und Industrieansiedlungen fressen Fläche – ein großer Teil davon ist Wald."
"Wenn man versucht, mit der einen Hand etwas aufzubauen, darf man es nicht mit der anderen wieder einreißen", kommentiert Kallenbach das Dilemma.
"Aktuellstes Beispiel ist die Auseinandersetzung um den Neubau der A 72 in Sachsen. Die Stiftung Wald für Sachsen – Eigentümerin des Röthaer Holzes – erwägt eine Klage gegen die geplante Streckenführung beim Autobahnbau der A 72. Mindestens zehn Hektar seit 1999 aufgeforsteter Waldfläche sollen hier durch die Trassenführung gerodet werden."
"Dringend verstärkt werden, muss auch der Waldumbau. Auch wenn Minister Kupfer anderes suggeriert: auf rund der Hälfte der reichlich 200.000 Hektar Landeswald wachsen immer noch Fichten in Monokultur, die besonders anfällig gegen Trockenheit und Schädlingsbefall sind. Die Waldumbaufläche liegt bei nur rund 1.300 Hektar pro Jahr."
"Machen wir so weiter, dauert es mehr als 100 Jahre um den sächsischen Wald für den Klimawandel fit zu machen. Minister Kupfer muss das Tempo für den Waldumbau deutlich erhöhen, wenn er überhaupt noch einen Staatswald haben will", so die Abgeordnete.
› Kleine Anfrage von Gisela Kallenbach: "Waldanteil in Sachsen" (Drs. 5/8441)