Wärmeenergie – Staatsregierung muss Sparpotenzial angehen
(2014-115) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag hat bei der Staatsregierung größere Anstrengungen für Einsparungen im Wärmebereich angemahnt.
Dazu wurde heute von Prof. Clemens Felsmann (TU Dresden) eine Studie im Auftrag der Fraktion vorgestellt.
„Während die CDU/FDP-Koalition in Sachsen beim Thema Stromkosten sich für keine populistische Kampagne zu schade scheint, ist von ihr in Sachen Wärmeenergie kaum etwas zu hören“, kritisiert Antje Hermenau, Vorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Dabei sind sowohl die Ausgaben als auch die Kostensteigerungen für Privathaushalte im Wärmebereich deutlich höher als beim Strom. Der Wärmebereich (Haushalte, Gewerbe und Industrie) ist in Sachsen für 54 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Somit lässt sich durch Einsparungen in diesem Bereich ein deutlich größerer Effekt für den Klimaschutz erzielen.“
„Sachens Zielsetzungen der Einsparungen im Wärmebereich sind mit 15 Prozent bis zum Jahr 2020 wenig ambitioniert“, analysiert Prof. Felsmann. „Für das Jahr 2050 hat die CDU/FDP-Regierung im Gegensatz zur Bundesregierung und einigen Länderregierungen überhaupt keine Zielsetzung.“
„Wenn die Politik in Sachsen keine Anreize setzt, werden die politischen Ziele bis zum Jahr 2020 nicht erreicht“, so Felsmann weiter. „Auch bis zum Jahr 2050 wird durch die geringe Sanierungsquote von etwa ein Prozent pro Jahr nur wenig mehr als ein Drittel der Wärmeenergie eingespart. Die Zahl der Neubauten ist viel zu gering, als dass dadurch große Veränderungen erreicht werden. Die Verringerung der Einwohnerzahl in Sachsen wird durch höhere Wohnflächenansprüche kompensiert.“
„Wir müssen uns der Frage stellen, wie der Rest des Wärmebedarfs bis zum Jahr 2050 aus erneuerbaren Energien erzeug werden kann. Dafür müssen langfristig stabile Rahmenbedingungen gesetzt werden.“
Hermenau verlangt, die Frage der Wärme auf die politische Agenda im Freistaat zu setzen. „Bei den Haushaltsberatungen für die Jahre 2015/2016 können die Fraktionen des Sächsischen Landtags etwas gegen die schlechte Sanierungsquote in Sachsen tun. Seit Jahren legt meine Fraktion einen Antrag für ein Förderprogramm mit bis zu 100 Mio. Euro im Jahr für energetische Sanierung des Wohnungsbestands vor. Die Förderung soll sich dabei allein an der erreichten CO2-Minderung und nicht an der gewählten Technologie orientieren.“
„Die Staatsregierung muss zudem bei ihrem Gebäudebestand Vorbild sein. Wir GRÜNEN halten es für möglich, bis zum Jahr 2050 den Wärmebereich in Sachsen auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen“, so Hermenau.
„Im Wärmebereich lassen sich Klimaschutz, die Förderung des einheimischen Handwerks und die Kostenstabilität für die Haushalte vortrefflich vereinbaren. Warum sollte Sachsen – das Land der Ingenieure – hier nicht eine Pilotfunktion anstreben?“
An einem Fachgespräch der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag zur Studie nahmen heute Vertreter von sächsischen Stadtwerken, der Wohnungswirtschaft und interessierter Firmen sowie Architekten teil.
» Präsentation der Zwischenergebnisse der Wärme-Studie
» Prof. Clemens Felsmann bekleidet die Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung am Institut für Energietechnik der TU Dresden