Datum: 21. Juni 2015

Braunkohle – Tillichs Vorstellung des ‚Weiter so!‘ zeigt den Grad der Realitätsverweigerung

(2015-211) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag kritisiert die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Stanislaw
Tillich (CDU) zur Braunkohlepolitik.

"Dass wir in Sachsen unsere bundesweit vereinbarten CO2-Einsparziele bereits geschafft hätten, ist ein schlechter Witz", so Dr. Gerd Lippold,
energiepolitischer Sprecher der Fraktion.
"Wir Sachsen blasen im Jahr immer noch etwa 30 Prozent mehr Kohlendioxid (CO2) pro Einwohner in die Luft als im bundesdeutschen Durchschnitt. Das
muss der Maßstab für die heutige Politik sein und nicht das Jahr 1990."

"Die Vorstellung des ‚Weiter so!‘ bis mindestens zum Jahr 2030 – wie das die von Ministerpräsident Tillich ins Feld geführte Studie des Berliner
Ökonomie-Professors Georg Erdmann annimmt – zeigt den Grad der Realitätsverweigerung."

"Erdmanns Studie geht von einer veralteten Datenbasis aus", erläutert der Abgeordnete. "Dabei wird der prognostizierte Ausbaugrad erneuerbarer
Energien gezielt unterschätzt. Bereits ab einem Anteil von etwa 45 Prozent erneuerbarer Energien am Strommix – heute etwa 30 Prozent – ist
die durch konventionelle Kraftwerke zu liefernde Leistung immer öfter im Jahr gleich Null. Der Braunkohlekraftwerkspark ist aber ungeeignet
mehrfach am Tag flexibel einzuspringen."

"Sowohl Prof. Erdmann als auch Herrn Tillich dürfte der seit Dezember 2014 neue, genehmigte Szenarienrahmen der Bundesnetzagentur für die
Netzentwicklungsplanung der Kraftwerke bekannt sein. Trotzdem werden in der Erdmann-Studie überholte Zahlen aus dem Jahr 2012 verwendet, wundert
sich Lippold."

Hintergrund:
Prof. Erdmann hatte zur Rechtfertigung des von der Staatsregierung für den Tagebau Nochten II genehmigten Braunkohleplans bereits ein Gutachten
zu Volllaststunden und zum prognostizierten Kohleverbrauch der Lausitzer Kraftwerke erstellt.