Kauf der Braunkohlensparte von Vattenfall durch Greenpeace wäre ein Weg aus der Kohle-Sackgasse
(2015-337) Zur von Greenpeace geäußerten Absicht, die zum Verkauf stehende Braunkohlensparte von Vattenfall zu erwerben, erklärt Dr. Gerd Lippold, energiepolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
"Wir halten das für eine ernst gemeinte Absichtserklärung. Wenn daraus zu gegebener Zeit ein verbindliches Kaufangebot resultieren sollte, so würde das dem schwedischen Staat eine interessante Option zur Lösung eines Dilemmas öffnen: einerseits das Kohlegeschäft aus Klimaschutzerwägungen verkaufen zu wollen, andererseits aber aus denselben Klimaschutzerwägungen dessen jahrzehntelange Fortsetzung eigentlich inakzeptabel zu finden."
"Hier äußert sich mit Greenpeace nun ein Interessent, der einen Weg öffnen könnte, den Beschluss zum Verkauf mit einem klimagerechten Kohleausstiegskonzept zu verknüpfen."
"Die Frage aus Sicht der Bieter ist am Ende, was mehr wert ist: die Millionen Tonnen Kohle, die noch verbrannt werden – oder die Milliarden Tonnen Kohle, die aus Klimaschutzgründen im Boden bleiben."
"Für die bisher diskutierten Erwerber, die tschechischen Energiekonzerne CEZ und EPH, resultiert ein Unternehmenswert der Kohlesparte nur aus der noch verbrennbaren Kohle. Für Greenpeace als potenziellem Erwerber hingegen, eventuell gestützt durch eine breite ‚Crowd Funding‘-Initiative ist jede Tonne vermiedene CO2-Emission Teil einer werthaltigen Geschäftsstrategie."
"Auch für Greenpeace ist klar, dass man ein Tagebau- und Kraftwerksgeschäft geordnet und über einen längeren Zeitraum zu Ende führen muss. Im Energieerzeugungs- und Energiehandelsgeschäft ist Greenpeace nicht unerfahren. Mit Greenpeace Energy steht ein Energieversorger als Kompetenzträger bereit, der mit über 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr im Ökostromgeschäft erfolgreich unterwegs ist. Das öffnet die Chance, auch Teile eines Energieversorgungsunternehmens wie Vattenfall in Richtung Energiewende umzusteuern."
"Somit wäre der Kauf der Braunkohlensparte von Vattenfall durch Greenpeace sicher nicht als ‚feindliche Übernahme‘ zu interpretieren. Vielmehr wäre das eine Chance, rechtzeitig den Kurswechsel in die neue Energiewelt und zu entschlossenem Klimaschutz zu schaffen, anstatt durch andere Erwerber in die Kohle-Sackgasse gesteuert zu werden."