Lehrereinstellungen – GRÜNE: Steht das Prinzip der Fachlichkeit zur Disposition?
(2015-63) Wie in den Schuljahren zuvor, müssen auch im laufenden Schuljahr 2014/15 sehr viele ausscheidende Lehrkräfte ersetzt und zusätzliche eingestellt werden, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Die Antworten von Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf zwei Kleine Anfragen der Landtagsabgeordneten Petra Zais (GRÜNE) zeigen, zu welch eigenwilligen "Personalmaßnahmen" das Kultusministerium dabei greift, um die Absicherung des Unterrichts zu gewährleisten.
So wurden 165 Personen zu Schuljahresbeginn in den Schuldienst eingestellt, obwohl sie keine Lehrerausbildung vorweisen können. Weitere 175 Lehrerinnen und Lehrer werden an Schularten eingesetzt, für die sie keine entsprechende Lehrbefähigung haben. Ihre Zahl ist gegenüber dem Vorjahr (144) sogar noch weiter gestiegen. Viele Lehrkräfte unterrichten dabei fachfremd, und zwar nicht im Ausnahmefall, sondern gemäß Arbeitsvertrag. Besonders häufig gilt dies für die Fächer Sport, Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Religion/Ethik.
Auf hohem Niveau verharrt auch die Zahl von fach- und schulartfremden Abordnungen. 384 Lehrkräfte wurden teilweise oder vollumfänglich an eine Schulart abgeordnet, für die sie keine Lehrbefähigung nachweisen können – Abordnungen zwischen Oberschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen noch gar nicht eingerechnet.
"Steht hier das Prinzip der Fachlichkeit zur Disposition?", fragt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion. "Es bleibt eine Herausforderung, Lehrkräfte adäquat nach Schulart, Fächerkombination und Region einzustellen und auch entsprechend einzusetzen", ist Zais überzeugt.
"Die Situation wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, wenn bis 2020 über 9.000 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst ausscheiden. Neben dem Werben um qualifizierte Nachwuchslehrerinnen und -lehrer braucht es mehr Fort- und Weiterbildung für bereits tätige Lehrkräfte. Fehlende Weiterbildungen sind sowohl für Schülerinnen und Schüler und deren Eltern problematisch, die ein Recht auf guten Unterricht haben, als auch für die betreffenden Lehrkräfte. Ihnen wird die Chance zur Fort- und Weiterbildung verwehrt, die auch Grundlage für eine höhere Eingruppierung ist. Letztlich ist eine hochwertige Fort- und Weiterbildung für Seiteneinsteiger auch ein Gebot der Fairness gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern, die ein grundständiges Lehramtsstudium absolviert haben."
Zum 01.02.2015 sollten laut Aussage des Kultusministeriums erneut 300 Lehrkräfte eingestellt werden. Zur Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber und den ergriffenen "Personalmaßnahmen" wird Petra Zais erneut nachfragen.
» Kleine Anfrage "Einstellung von BewerberInnen ohne abgeschlossene Lehrerausbildung zum Schuljahr 2014/15" (Drs 6/381) » Kleine Anfrage "Fort- und Weiterbildungsangebot für abgeordnete Lehrkräfte im Schuljahr 2014/15" (Drs 6/383)