Datum: 16. September 2015

Weiterbildung: Sachsen unter bundesdeutschem Durchschnitt mit weiter sinkender Tendenz

(2015-309) Laut Bertelsmann-Stiftung liegt Sachsen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Dazu erklärt Petra Zais, arbeitsmarkt- und bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion:
"Es ist erfreulich, dass Staatsminister Martin Dulig (SPD) in seiner Fachregierungserklärung die Bedeutung von ‚Guter Arbeit in Sachsen‘ betont. Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie attestieren dem Freistaat jedoch einen hinteren Platz bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten. Was ist der Grund für diesen offensichtlichen Widerspruch?"
"Ursache ist, dass der Freistaat zwar Weiterbildung fördert, Sachsens Arbeitnehmer aber keinen Rechtsanspruch darauf haben. Sie sind bei der Freistellung allein vom guten Willen des Arbeitgebers abhängig."
"Die GRÜNE-Fraktion hatte 2011 ein Bildungsfreistellungsgesetz vorgelegt (Drs. 5/6323), in dem ein Rechtsanspruch auf bezahlte Freistellung zur Weiterbildung im Umfang von zehn Arbeitstagen in zwei aufeinander folgenden Kalenderjahren garantiert wurde. Unternehmen mit weniger als zehn Angestellten sollten einen Lohnkostenzuschuss von bis zu 45 Euro pro Tag erhalten, wenn ein Mitarbeiter Bildungsurlaub in Anspruch nimmt. Auch der DGB unterstützt diese Forderung."
"Die SPD,damals noch in der Opposition, hatte einen ähnlichen Entwurf vorgelegt. Heute ist sie jedoch von der CDU abhängig, die Rechte für Arbeitnehmer so begrenzt wie möglich halten will."
"Wir fordern von Staatsminister Dulig zur SPD-Politik zurückzukehren und Bildungsfreistellung gesetzlich zu garantieren. Und zwar nicht nur für berufliche Weiterbildung, sondern auch für gesellschaftliche und politische Weiterbildung. Wenn wir auf die Pegida-Bewegung schauen, wird deutlich, dass verstärkte politische Bildung gut täte."
Hintergrund:
In Sachsen nutzen weniger Menschen Angebote zur Weiterbildung als im Bundesdurchschnitt. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Deutschen Weiterbildungsatlas der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, nimmt nicht einmal jeder achte Bürger (11,9 Prozent) mindestens einmal pro Jahr an einer Weiterbildung teil. Der Freistaat liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 13,5 Prozent und landet auf Platz 14 der 16 Bundesländer. Nur Sachsen-Anhalt und das Saarland schneiden noch schlechter ab. Bundesweiter Spitzenreiter ist demnach Hessen.
Insgesamt sinkt der Trend zur Weiterbildung in Sachsen: Die Teilnahmequote im Freistaat ist zwischen 2007 und 2012 insgesamt um 1,8 Prozentpunkte zurück gegangen. » Eckpunktepapier "Gesetzentwurf Bildungsfreistellung" » Gesetzentwurf "Gesetz über den Anspruch auf Bildungsfreistellung im Freistaat Sachsen" (Drs. 5/6323)