Datum: 20. Juli 2015

Zu viel Gülle – Hälfte des sächsischen Grundwassers in schlechtem chemischen Zustand

(2015-243) Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist fast die Hälfte des deutschen Grundwassers zu stark mit Nitrat belastet.
Wolfram Günther, landwirtschaftspolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion hält die Situation in Sachsen ebenfalls für kritisch: "Laut dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) befindet sich auch in Sachsen die Hälfte der Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand. Knapp ein Viertel ist zu stark mit Nitrat belastet. Der Grenzwert wird an vielen Stellen deutlich überschritten."
Günther führt die hohe Nitratbelastung vor allem auf die industrielle Landwirtschaft zurück: "Es wird zu viel Gülle aus der industriellen Tierhaltung auf unsere Felder gekippt. Aber auch mineralischer Dünger wird oft in zu großen Mengen verwendet."
"Die Verunreinigung des Grundwasser ist fatal. Eigentlich sollte es das sauberste und reinste Wasserreservoir sein, über das wir verfügen. Weil dies oft nicht mehr der Fall ist, müssen die Wasserversorger das Trinkwasser teuer aufbereiten. Bezahlen muss es am Ende der Kunde mit seiner Wasserrechnung. Hier sollte endlich das Verursacherprinzip gelten. Wo es möglich ist, müssen diejenigen zur Verantwortung gezogen werden, die für die Verschmutzung unseres Wassers verantwortlich sind."
Darüber hinaus fordert der GRÜNE-Agrarpolitiker: "Wir brauchen ein Kataster, in dem die Transporte sowie Im- und Exporte von Wirtschaftsdünger je Tierhaltungsbetrieb nachverfolgt werden können. Außerdem sind die Kontrollen zu lasch. Verstöße gegen die Düngeverordnung müssen aufgedeckt und konsequent geahndet werden. Bisher drückt die Staatsregierung jedoch beide Augen zu und erzählt Kritikern, die Verursacher des Nitrateintrages seien nicht zu ermitteln."

Hintergrund:
Im Bericht über die sächsischen Beiträge zu den Bewirtschaftungsplanentwürfen der Flussgebietseinheiten Elbe und Oder des LfULG heißt es:
"Der gegenwärtige Zustand zahlreicher Grundwasserkörper (GWK) ist nach wie vor durch hohe Nitratkonzentrationen gekennzeichnet. Relevante diffuse Quellen bezüglich des Eintrages von Nitrat in das Grundwasser bestehen vor allem in der mineralischen und organischen Düngung und Auswaschung aus dem Boden und der Deposition von Abgasemissionen."
Im Ergebnis von Monitoringuntersuchungen im Sicker- und Grundwasser innerhalb von belasteten Grundwasserkörpern musste festgestellt werden, dass unter landwirtschaftlichen Nutzflächen bedeutende Einträge von Nitrat über die mineralische und organische Düngung erfolgen.
» Bericht über die sächsischen Beiträge zu den Bewirtschaftungsplanentwürfen der Flussgebietseinheiten Elbe und Oder» Bewirtschaftungspläne, Maßnahmenprogramme und Umweltberichte   
Nitrate werden von fast allen Pflanzen benötigt, um Eiweiße herzustellen, weshalb sie Bestandteil vieler Düngemittel sind. Durch intensive Düngung kann es zu einer hohen Nitratkonzentration im Boden kommen, die von Oberflächen- und Grundwasser sowie den Pflanzen aufgenommen wird, die sie speichern. Dadurch enthalten viele Obst- und Gemüseprodukte hohe Nitratkonzentrationen, die beim Verzehr aufgenommen werden.
Nitrate verfügen über keine physiologische Funktion im menschlichen Körper und werden deshalb nicht von ihm benötigt. Obwohl ein großer Teil der aufgenommenen Nitrate schnell wieder ausgeschieden wird, beeinträchtigen diese Stickstoffverbindungen den Organismus mehrfach negativ:
– Nitrate verfügen über krebserregende und weitere schädliche Eigenschaften.
– Behinderung der Jodaufnahme (mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet unter Jodmangel, Gefahr für die Schilddrüse und Risiko der Kropfbildung).
– Umwandlung des Nitrats in Nitrit, z. B. im menschlichen Körper: Nitrite sind giftig, denn sie behindern den Sauerstofftransport des Blutes. Beim Menschen können als Folgen Übelkeit, Magenbeschwerden und Atemnot (Blausucht) eintreten. Gefährdet sind insbesondere Säuglinge.
– Ablagerung von Nitrit in den kleinsten Gefäßen, den Kapillaren, verursachen Durchblutungsstörungen.
– Gefahr der Bildung von Nitrosaminen aus Nitrit und speziellen Aminen durch Erhitzen oder im Körper (krebserregende Substanzen).
(Quelle: nitrat.de/Gesundheit)