Datum: 27. November 2015

Zu viel Nitrat im Wasser – Deutschland droht EU-Verfahren; GRÜNE: Auch Sachsen muss endlich handeln

(2015-399) Nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) droht Deutschland seitens der EU ein neues Vertragsverletzungsverfahren. Der Vorwurf: in Deutschlands Grundwasser ist der Nitratgehalt nach wie vor viel zu hoch. Vor allem wurden bisher keine Maßnahmen ergriffen, um Verunreinigungen an der Quelle zu bekämpfen. Nur knapp zehn Prozent aller Wasserkörper in Deutschland seien in einem "guten Zustand". Nach Malta hat Deutschland EU-weit die höchste Nitratkonzentration.
Laut Wolfram Günther, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, gehört auch Sachsen zu den Wasserverschmutzern: "Seit 2008 nimmt der Anteil sächsischer Messstellen zu, bei denen die Grenzwerte infolge von zu viel Gülle und mineralischer Stickstoffdüngung auf unseren Ackerflächen überschritten werden. Die Hälfte der sächsischen Grundwasserkörper befindet sich in einem schlechten chemischen Zustand. Knapp ein Viertel ist zu stark mit Nitrat belastet. Wasserversorger müssen das Trinkwasser deshalb oft teuer aufbereiten. Bezahlt wird es am Ende vom Kunden mit seiner Wasserrechnung."
Günther erklärt: "Die Ursachenbekämpfung ist nicht allein Aufgabe der Bundesregierung. Ich fordere die sächsische Staatsregierung auf, das Problem endlich zur Kenntnis zu nehmen und eine Handlungsstrategie zu entwickeln."
Weiter erklärt der Agrarpolitiker: "Dazu gehört auch die Ehrlichkeit einzugestehen, dass die vom Freistaat seit Jahren geförderte Massentierhaltung einer der Hauptverursacher ist. Über eine flächengenaue Feinsteuerung ließe sich zum Beispiel auch im Interesse der Landwirte bei der Düngung viel einsparen."
"Ein weiterer Ansatzpunkt wäre es, den Ökolandbau mehr zu unterstützen. Denn dieser leistet einen wesentlichen Beitrag zum Wasserschutz: Um unser Grundwasser als lebenswichtige Ressource zu erhalten, müssen wir den Anteil der ökologischen Landwirtschaft deutlich ausweiten. Die Staatsregierung muss Rahmenbedingungen schaffen, die geeignet sind, den Anteil des ökologischen Anbaus an der landwirtschaftlichen Fläche in Sachsen bis 2020 auf 10 Prozent und bis spätestens 2030 auf 20 Prozent zu steigern. Ich könnte mir auch vorstellen, in Trinkwasserschutzgebieten nur noch ökologische Landwirtschaft zuzulassen."