Datum: 03. August 2016

Bildung/Schulbuchkommission: Israel wird in deutschen Schulbüchern oft einseitig als Aggressor dargestellt

(2016-217) In deutschen Schulbüchern der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde wird Israel oft einseitig als Aggressor dargestellt. Fakten zum Verständnis der Geschichte des Landes werden nicht berücksichtigt oder falsch dargestellt. Das sind zentrale Ergebnisse der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission, die im August 2015 im 50. Jahr des Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland veröffentlicht und jüngst in Berlin im Rahmen der Veranstaltung ‚Pädagogik des Ressentiments – Das Israelbild in deutschen Schulbüchern‘ diskutiert wurden.
Dazu erklärt Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
"Die ‚Deutsch-israelischen Schulbuchempfehlungen‘ enthalten Hinweise und Trends, die uns in Kenntnis der besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel und angesichts des Stellenwertes von Schulbüchern hellhörig werden lassen sollten. Demnach wird Israel oft verzerrt dargestellt, Zusammenhänge werden vereinfacht und verkürzt, Behauptungen werden aufgestellt."
"Bereits vor 30 Jahren, als die 1. Deutsch-Israelische Schulbuchkommission tagte, war in deutschen Schulbüchern eine negative Israeldarstellung aufgezeigt worden. Eine positive Entwicklung ist seitdem kaum festzustellen. Anders in Israel: Dort hat sich, so das Ergebnis der Forschungen, die Darstellung Deutschlands in den Schulbüchern verbessert und endet nicht mit dem Holocaust", so Zais, die auch Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist.
"Schulbücher sind wichtige Lehr- und Lernmittel. Treffend bezeichnet die Kommission Schulbücher als >>staatlich autorisierte Wissensspeicher und Deutungsangebote<<. Sie beeinflussen Schülerinnen und Schüler in der Wahrnehmung des jeweils anderen Landes, prägen Standpunkte und Auffassungen, aber auch Stereotypen. Gerade in diesen Medien wünsche ich mir eine höhere Sensibilität für geschichtliche und aktuelle politische Zusammenhänge."
"Die Empfehlungen liefern wichtige Erkenntnisse für die Bildungsforschung, aber auch für die Bildungspraxis. Ich erwarte, dass sich auch das Sächsische Kultusministerium mit der Frage befasst, wie die Ergebnisse der Untersuchung berücksichtigt werden können. Die Kommission hat dazu etwa die Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe im Sinne eines Forscher-Praktiker-Dialogs angeregt. Das wäre ein möglicher Weg. Antisemitische und antizionistische Tendenzen müssen überall dort, wo sie auftreten, deutlich benannt und bekämpft werden."
"Wir müssen alles tun, um dem Antisemitismus den Boden zu entziehen, gleich in welcher Form er auftritt. Ich möchte auf die Rede von Charlotte Knobloch (Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland 2006 bis 2010) am 27. Januar 2016 im Sächsischen Landtag verweisen. Sie sagte, dass der Antisemitismus auch in vielen Heimatländern Geflüchteter selbstverständlich und der ‚Hass gegen Israel vielfach Staatsräson‘ sei. Schule hat hier eine große Verantwortung und deshalb ist es umso wichtiger, in den Schulbüchern kein einseitiges Bild von Israel zu zeichnen", bekräftigt die Abgeordnete.

Hintergrund:
Die Deutsch-Israelische Schulbuchkommission untersuchte zwischen 2011 und 2014 deutsche und israelische Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde im Hinblick auf die Darstellung des jeweils anderen Landes. Der Bericht wurde im August 2015 vom Georg-Eckert-Institut – Leibnitz-Institut für internationale Schulbuchforschung vorgelegt. Am 07. Juni 2016 fand in Berlin eine Veranstaltung unter dem Thema "Pädagogik des Ressentiments – Das Israelbild in deutschen Schulbüchern" statt. Bereits 1985 hatte die 1. Deutsch-Israelische Schulbuchkommission eine entsprechende Untersuchung durchgeführt.