Bildungsempfehlung/Beschluss VG Dresden – Weiterer Schuss vor den Bug für die Staatsregierung!
Zum Beschluss des Verwaltungsgerichts Dresden zur Bildungsempfehlung in Sachsen erklärt Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
"Das ist ein weiterer Schuss vor den Bug für die sächsische Staatsregierung. Schon lange sind es die Gerichte und nicht Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU), die in Sachsen Bildungspolitik machen."
"Die Bildungsempfehlung in ihrer jetzigen Form hat mit einer ‚Empfehlung‘ wenig zu tun. Der Einzelfall wird nur unzureichend geprüft, Eltern haben kaum Mitspracherechte. Die Kultusministerin betont alljährlich, wenn die Schülerinnen und Schüler auf die weiterführenden Schulen verteilt werden, dass es viele Wege zu einem erfolgreichen Schulabschluss gibt. Das kann jedoch nicht länger darüber hinwegtäuschen, dass die Kultusbürokratie hier offenbar ihre Kompetenzen überschreitet, wenn sie den weiteren Bildungsweg alleine von den Noten abhängig macht."
"Neben der Frage, wer die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg treffen sollte, stellt sich die Frage nach den Kriterien. Die Noten allein sind als Maßstab ungeeignet, denn ihre Vergabe ist in Sachsens Grundschulen höchst uneinheitlich. Mehrfach habe ich die Verteilung der Bildungsempfehlungen bei der Staatsregierung erfragt. Es zeigte sich, dass es große regionale Unterschiede gibt, die nicht allein mit dem Wahlverhalten der Eltern zu erklären sind. Wiederholt habe ich deshalb gefordert, dass die regionalen Unterschiede in den Bildungsverläufen verstärkt in den Fokus gerückt werden müssen, wenn die Werte beim Übergangsverhalten so deutlich variieren. Der Bildungserfolg darf nicht vom Wohnort abhängen."
"Die Vergabe einer verpflichtenden Bildungsempfehlung ist schließlich nicht geeignet, individuelle Bildungschancen zu erhöhen, im Gegenteil: Oft genug werden Bildungswege verbaut. Immer wieder erreichen mich Erfahrungsberichte von Eltern, wonach Kinder den Wechsel von der Grund- an einer weiterführende Schule als schmerzhaften Bruch erleben. Für mich steht fest: Wir brauchen in Sachsen eine Schullaufbahnberatung, die die Interessen und Fähigkeiten des Kindes in den Mittelpunkt rückt. Außerdem fordere ich die Staatsregierung und die CDU-Fraktion auf, ihre Ablehnung gegenüber dem längeren gemeinsamen Lernen endlich aufzugeben. Die Schulgesetz-Novelle bietet dafür Gelegenheit – im Interesse der Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und für mehr Bildungsgerechtigkeit in Sachsen."
» Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth auf die Kleine Anfrage von Petra Zais (GRÜNE) "Bildungsempfehlungen und Schulwechsel im Freistaat Sachsen, Schuljahr 2015/16 bzw. 2016/17" (Drs 6/4412) mit Korrekturblatt
» Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth auf die Kleine Anfrage von Petra Zais (GRÜNE) "Bildungsempfehlungen und Schulwechsel im Freistaat Sachsen" (Drs 6/1119)
» PM "Bildungsempfehlungen, Schulanmeldungen und Schulwechsel: Bildungschancen in Sachsen höchst ungleich verteilt" (05.04.2016)
» PM "GRÜNE verwundert über Bildungsempfehlungen für Schuljahr 2015/2016: Deutliche Unterschiede zwischen Landkreisen" (11.05.2015)