Datum: 17. November 2016

Gläserne Manufaktur Dresden ‒ GRÜNE: Der verlängerte Auspuff von E-Autos in Sachsen steht in den Kraftwerken Boxberg und Lippendorf

(2016-329) Angesichts der heutigen Bekanntgabe der elektromobilen Zukunftsperspektiven des Dresdener VW-Standortes Gläserne Manufaktur nach dem gescheiterten Ausflug in das automobile Luxussegment äußert sich der wirtschafts- und energiepolitische Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, Dr. Gerd Lippold, wie folgt:   
"VW will sich nach dem Abgasskandal neu aufstellen und setzt auf Elektromobilität. Erfreulicherweise auch am Produktionsstandort Dresden. Umso schwerer wiegt, dass ausgerechnet in Sachsen Klimaschutzeffekte von Elektroautos verhindert werden, indem die Staatsregierung darauf besteht, die Kohleverstromung und damit einen Kohlestromanteil von über 70 Prozent im sächsischen Strommix fortzuführen. Der verlängerte Auspuff sächsischer Elektroautos steht damit in den Kraftwerken Boxberg und Lippendorf. Der Braunkohlestrom ist so CO2-intensiv, dass Einspareffekte durch Austausch eines benzin- oder dieselbetriebenen Autos gegen ein Elektroauto mit dem sächsischen Energiemix verhindert werden."
"Das VW-Engagement in der Elektromobilität ist für den Standort ein Stück Zukunftssicherung und für das Unternehmen ein Stück Aufarbeitung des Abgasskandals. Gerade die Elektromobilität wirft jedoch ein Schlaglicht darauf, dass an seine Stelle zunehmend ein sächsischer Abgasskandal tritt."
"Der internationale Erfolg von Elektromobilität ist abhängig von klimafreundlicher Energieerzeugung. Wenn ausgerechnet am Produktionsstandort und Heimatmarkt demonstriert wird, dass sich die Politik dem stur in den Weg stellt, wäre der Erklärungsbedarf für VW sicher nicht kleiner als beim eigenen Abgasskandal", kritisiert Lippold.
Die verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion, Katja Meier, ergänzt:
"Elektromobilität ist mehr als Elektroautos. Wir setzen uns auch für die Elektrifizierung von Bahnstrecken und die konsequente Einführung von Elektroantrieben bei Bussen ein. Die Staatsregierung muss beim öffentlichen Fuhrpark eine Vorbild- und Vorreiterfunktion einnehmen. Dazu brauchen wir eine Beschaffungsoffensive. Allerdings bleibt die Förderung der Elektromobilität im öffentlichen Nahverkehr und die Einführung von e-Autos in der Flotte der Staatsregierung wirkungslos, solange diese mit dem gleichfalls von der Staatsregierung unterstützten Kohlestrom betrieben wird."
"Wir fordern die Staatsregierung und ganz besonders Minister Dulig, der sowohl für die energie- als auch für die wirtschaftspolitische Strategieentwicklung Verantwortung trägt, dazu auf, endlich in Zusammenhängen zu denken. Der sächsische Energiemix muss an die Ziele des Pariser Klimaabkommens angepasst werden", fordern die beiden Abgeordneten abschließend.