Lehrermangel – GRÜNE: Gewinnung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern leistet einen Beitrag zur Linderung, aber nicht zur alleinigen Lösung der Probleme
(2016-140) "Leistet die Gewinnung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern einen Beitrag zur Linderung des Lehrermangels? Die Antwort lautet: Einen Beitrag ja, aber keine Lösung des Problems. Dafür sind die Lücken in der Lehrerversorgung in Sachsen zu groß und die Zahl der erfolgreichen Bewerbungen aus anderen Bundesländern zu gering."
Dieses Fazit zieht Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, nach Auswertung der Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf ihre Kleine Anfrage zur Einstellung von Lehrern und Anwärterinnen aus anderen Bundesländern.
Zum 01.02.2016 wurden 760 Lehrer-Stellen ausgeschrieben, auf diese bewarben sich rund 1.600 Personen. Nur 186 der Bewerberinnen und Bewerber hatten ihren Lehramtsabschluss dabei in einem anderen Bundesland erworben.
Zum Vergleich: Im Vorjahr (Einstellungstermin 01.02.2015) waren 300 neue Stellen geplant, auf die sich 900 Lehrkräfte bewarben – 292 von ihnen mit einem Abschluss aus einem anderen Bundesland. Wiederrum lediglich 64 von diesen 292 Bewerberinnen und Bewerbern wurde letztlich in den sächsischen Schuldienst eingestellt. Zum 01.08.2015 sollten 1.000 Stellen besetzt werden, für die es 1.600 Interessenten gab. 556 von ihnen hatten ihren Lehramtsabschluss in einem anderen Bundesland erworben, 223 wurden letztlich tatsächlich eingestellt.
Die Gründe, trotz erfolgter Bewerbung nicht im sächsischen Schuldienst tätig zu werden, sind vielfältig. Häufig werden Bewerbungen zurückgezogen, sind unvollständig oder verfristet. Die Kultusministerin verweist zudem auf das Prinzip der Bestenauslese: So würden viele Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt, >>weil sie den Einstellungsvoraussetzungen nicht entsprachen oder konkrete Einstellungsangebote abgelehnt hatten<<.
Auch bei den Lehramtsanwärtern traten, gemessen an den Bewerberzahlen, nur wenige tatsächlich den Vorbereitungsdienst im Freistaat an. Zum 01.02.2016 bewarben sich 459 Anwärterinnen und Anwärter für den 12-monatigen Vorbereitungsdienst, davon jeder Fünfte als Seiteneinsteiger. Nur 135 wurden tatsächlich zugelassen (darunter noch 13 Seiteneinsteiger). Zum Vergleich: Im Vorjahr (Einstellungstermin 01.02.2015) hatten sich 319 Lehramtsanwärter mit erster Staatsprüfung oder einem vergleichbaren Abschluss in einem anderen Bundesland für den Vorbereitungsdienst in Sachsen beworben. Auch damals waren es knapp 30 Prozent dieser Bewerberinnen und Bewerber (94), die tatsächlich ihren 12-monatigen Vorbereitungsdienst in Sachsen antraten.
"Eine Erkenntnis ist inzwischen bei allen gereift: Aus eigener Kraft wird der Freistaat die notwendigen Lehrerstellen nicht besetzen können", erklärt Zais. "Die Lücke zwischen Lehrerbedarf und hierzulande ausgebildeten Lehrkräften ist immens. Verschärft wird die Situation dadurch, dass es kaum mehr gelingt, Lehrerinnen und Lehrer adäquat nach Schulart, Fächerkombination und Region zu gewinnen."
"Wenn nur ein Bruchteil der Bewerbungen aus anderen Bundesländern Berücksichtigung findet, ist das zum einen ein Indiz für Schwächen im Einstellungsverfahren, zum anderen aber auch für die mangelnde Attraktivität des Lehrerberufs in Sachsen. Das ‚Sachsen-Stipendium‘ und mehr Mitsprache der Bewerberinnen und Bewerber bei der Auswahl der Schule sind erste Schritte, diese Mängel zu beheben. In puncto Transparenz und Optimierung der Verfahrensabläufe besteht jedoch weiterer Handlungsbedarf – auch, aber bei weitem nicht nur für Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern."
>> Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE): ‚Einstellungen von LehrerInnen und AnwärterInnen aus anderen Bundesländern zum 01.02.2016‘ (Drs 6/4548)
>> Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE): ‚Einstellungen von LehrerInnen und AnwärterInnen aus anderen Bundesländern zum Schuljahr 2015/16‘ (Drs 6/2520) mit Anlage mit Ergänzung
>> Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE): ‚Einstellungen von LehrerInnen und AnwärterInnen aus anderen Bundesländern zum 01.02.2015‘ (Drs 6/1020)