Datum: 25. Juli 2016

Sachsenforst nutzt seit 2012 im Nationalpark Sächsische Schweiz ausschließlich Harvester

„Laut geltendem Nationalpark-Programm sind in der Naturzone A forstliche Pflegeeingriffe nur in Ausnahmefällen zulässig. Bäume dürfen hier nur gefällt werden bei Sanitärhieben, Verkehrssicherungsmaßnahmen und bei der Zurückdrängung gebietsfremder expansiver Arten.
2012 wurden 1.141 m³ Holz aus der Naturzone A entnommen. Ich bezweifle, dass eine solche Menge Holz tatsächlich nur für diese eng gesteckten Zwecke gefällt wurde. Hier werde ich eine weitere Kleine Anfrage stellen. Ich will wissen, welche Baumarten in der Naturzone A wirklich gefällt wurden“, kommentiert der umweltpolitische Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, Wolfram Günther, die Antworten der Staatsregierung auf seine aktuelle Kleine Anfrage.
„Dass 2015 keine Fällungen in der Naturzone vorgenommen wurden, ist erfreulich. Ich gehe davon aus, dass dieser Trend anhält und ein Umdenken bei Sachsenforst stattgefunden hat. Ich erwarte, dass künftig Prozessschutz ernst genommen wird und Fällungen in der Naturzone A dauerhaft unterbleiben."
Sorgen bereitet dem Abgeordneten der zunehmende Einsatz von Harvestern (= schwere Waldmaschinen zur Holzernte). Seit 2012 wurden nach Angaben der Staatsregierung im Nationalpark ausschließlich mit Harvestern Bäume gefällt. "Es wird kein Zufall sein,", schätzt Günther ein, "dass sich seit 2012 die eingeschlagenen Mengen Holz auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert haben." In dieser Zeit wurden zwischen 25.000 und knapp 29.000 m³ Holz jährlich entnommen. Dies sind zwar nur knapp 3 Prozent der Erntemengen im gesamten Sachsenforst. Allerdings liegt der Gewinnanteil am gesamten Sachsenforstergebnis durch den Verkauf des Holzes aus dem Nationalpark deutlich höher. "Hier sehe ich den Freistaat in der Verantwortung: Im Nationalpark müssen Naturschutzinteressen dauerhaft stärker wiegen als ökonomische Interessen“, so der Abgeordnete.
„Ökonomisch ist der Einsatz von Harvestern lohnend, das ist klar. Eine Begrenzung des Einsatzes von Harvestern und sonstiger Großtechnik im Nationalpark ist allerdings vor allem zur Verringerung der Verdichtungswirkungen auf Waldböden und Rückeschneisen erforderlich.
Dies gilt vor allem auch in Hochwasserentstehungsgebieten, da verdichtete Waldböden nur sehr schlechte Versickerungswerte, dafür aber hohe Oberflächenabflusswerte aufweisen."
"Auch für die biologische Vielfalt, insbesondere von Bodenorganismen, sind Bodenverdichtungen schädlich. Zumindest für die Naturzone A des Nationalparks erwarte ich, dass auf Harvestereinsatz künftig verzichtet wird. Die Schäden bei einem solchen Einsatz widersprechen meiner Meinung nach den grundlegenden Zielen des Naturschutzes in der Naturzone A."
Bereits 2012 hat das Evaluierungskomitee im Nationalpark Sächsische Schweiz (EUROPARC 2012) kritisiert, dass der Nationalpark dem Sachsenforst – und damit einer der ökonomischen Wirtschaftlichkeit verpflichteten Organisation – untersteht. "Es wäre an der Zeit zu überdenken, ob die Schutzgebietsverwaltung künftig nicht besser direkt bei der Abteilung Naturschutz des SMUL anzusiedeln wäre", mahnt Günther.
"Das Ziel der Staatsregierung erst im Jahre 2030 75 Prozent der Nationalparkflächen als Prozessschutzflächen auszuweisen, ist völlig unambitioniert. 2030 wären 40 Jahre seit Nationalparkgründung verstrichen, um dieses Ziel zu erreichen. Wer den Nationalparkgedanken ernst nimmt, kann und muss hier schneller handeln“, fordert er außerdem.
„Leider war die sächsische Staatsregierung nicht in der Lage, die Wiederherstellungskosten für zerstörte Wege aufgrund des Einsatzes von Harvestern zu beziffern. Die Wiederherstellung der durch Harvester zerstörten Weg ist nicht nur teuer, sondern auch lärmintensiv. Gerade Lärmbelästigungen sollen und müssen im Nationalpark aus Artenschutzgründen auf ein Minimum reduziert werden.“
» Kleine Anfrage „Fällungen im Nationalpark Sächsische Schweiz“ (Drs 6/5190)
Erntemenge Holz aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz:
2012: 28 543 m³
2013: 25 542 m³
2014: 28 568 m³
2015: 28 847 m³
Überschüsse aus dem Einschlag/Verkauf von Holz aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz:
2012: 0,929 Mio. Euro
2013: 0,768 Mio. Euro
2014: 1,112 Mio. Euro
Verkauf von Rohholz Sachsenforst gesamt:
2012: 1,008 Mio. m³
2013: 1,002 Mio. m³
2014: 1,079 Mio. m³
Betriebsergebnis Produktion von Holz Sachsenforst gesamt:
2012: 13,00 Mio. Euro
2013: 11,56 Mio. Euro
2014: 18,78 Mio. Euro
» Quelle: Geschäftsberichte Staatsbetrieb Sachsenforst 2012, 2013, 2014