Datum: 04. August 2016

Schuljahresbeginn 2016/17 – GRÜNE: Absage an den Qualitätsanspruch von Schule

(2016-221) Zum Stand der Schuljahresvorbereitung 2016/17 erklärt Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
">>Die Fehler der Vergangenheit sollen nicht wiederholt werden<<, hat Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) heute erklärt. Allerdings blieb sie eine Fehleranalyse ‒ und das Eingeständnis eigener Versäumnisse ‒ schuldig. Die CDU-Bildungspolitik der letzten 25 Jahre war nie alternativlos. Sehenden Auges wurde und wird es versäumt, die Weichen richtig zu stellen. Unklar ist weiterhin, durch welche Maßnahmen die >>Fehler der Vergangenheit<< künftig vermieden werden sollen. Ein Wort dazu hätte aus meiner Sicht zum guten Ton gehört."
"Die in der heutigen Pressekonferenz genannten Zahlen und Fakten sind eine deutliche Absage an den Qualitätsanspruch von Schule in Sachsen. Die Zahl der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ist auf einen neuen Höchststand gestiegen. In den sächsischen Grundschulen werden fast die Hälfte der freien Stellen, nämlich ganze 45 Prozent, mit Bewerberinnen und Bewerbern besetzt, die keine grundständige Lehramtsausbildung durchlaufen haben. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, die ein berechtigtes Interesse an ihrem Bildungserfolg haben. Wie bereits in den letzten Einstellungsrunden werde ich zur Qualifizierung und zum Einsatz der Lehrkräfte ohne Lehramtsabschluss parlamentarische Anfragen einreichen."
"Klar ist: Die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern brauchen Unterstützung für den Neustart. Das ist sowohl ein Gebot der Fairness gegenüber den ‚Neuen‘ als auch gegenüber Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften. Ein Witz ist dagegen, wenn die ‚Neuen‘ an den Schulen von Mentorinnen und Mentoren begleitet werden, die für diese verantwortungsvolle Aufgabe nur eine einzige symbolische Abminderungsstunde erhalten. Auch die Qualifikation der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in einem Crash-Kurs während der Sommerferien wurde den Schulleiterinnen und Schulleitern als zusätzliche Aufgabe übergeholfen. Damit baut man auf Kosten des Lehrpersonals potemkinsche Dörfer auf."
"Bei der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund erwarte ich, dass nach einem Jahr ‚Ausnahmezustand‘ jetzt Konsequenzen aus den Erfahrungen gezogen werden. Dazu zählen etwa konzeptionelle Überlegungen, wie mit der großen Heterogenität in den DaZ-Klassen umgegangen oder wie Alphabetisierung organisiert werden kann. Hier sind mir die nackten Zahlen zu den Vorbereitungsklassen schlicht zu wenig."
"Für mich steht fest: Unterrichtsausfall, fachfremde Vertretungen und Abordnungen von Lehrkräften werden auch im beginnenden Schuljahr an der Tagesordnung bleiben. CDU und Staatsregierung haben das >>Tal der Tränen<<, von dem die Kultusministerin spricht, zu verantworten. Vage blieb auch, welche Wege aus diesem Tal hinausführen."
"Von der SPD-Fraktion erwarte ich, dass sie nicht nur die Lippen spitzt, sondern auch pfeift."

» Kleine Anfrage von Petra Zais (GRÜNE) "Einstellungen von SeiteneinsteigerInnen und schulartfremder Lehrereinsatz zum 01.02.2016" (Drs 6/4547) und Ergänzung » Kleine Anfrage von Petra Zais (GRÜNE) "Einstellungen von LehrerInnen und AnwärterInnen aus anderen Bundesländern zum 01.02.2016" (Drs 6/4548) und Ergänzung