Deutsch-Israelische Schulbuchkommission: Empfehlungen bei den in Sachsen zugelassenen Schulbüchern umsetzen!
(2017-49) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag fordert die Empfehlungen der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission für die in Sachsen zugelassenen Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und
Gemeinschaftskunde in der Sekundarstufe I und II umzusetzen. Dazu hat die Fraktion Ende Januar einen Antrag in den Landtag eingebracht.
"Die ‚Deutsch-israelischen Schulbuchempfehlungen‘ enthalten Hinweise und Trends, die uns in Kenntnis der besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel und angesichts des Stellenwertes von Schulbüchern hellhörig werden lassen sollten. Demnach wird Israel oft verzerrt dargestellt, Zusammenhänge werden vereinfacht und verkürzt, Behauptungen werden aufgestellt", so Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion.
Im Antrag wird zudem gefordert, zu prüfen, ob die in Sachsen zugelassenen Schulbücher mit den entsprechenden Lehrplänen sowohl hinsichtlich Darstellungen des Staates Israel als auch der Vermittlung des Holocaust als historischen Hintergrund für das besondere deutschisraelische Verhältnis abgestimmt sind.
"Auch das beim Zulassungsverfahren für Schulbücher federführende Sächsische Bildungsinstitut muss in der Zusammenarbeit mit den Verlagen insbesondere bei der Überarbeitung von Schulbüchern die Empfehlungen der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission in Zukunft berücksichtigen", fordert die Abgeordnete. "Bei der Auswahl von Sachtexten und der Quellen muss nach hohen Qualitätsstandards gearbeitet werden."
"Wir müssen alles tun, um dem Antisemitismus den Boden zu entziehen, gleich in welcher Form er auftritt. Schule hat hier eine große Verantwortung und deshalb ist es umso wichtiger, in den Schulbüchern kein einseitiges Bild von Israel zu zeichnen."
"Bereits vor 30 Jahren, als die 1. Deutsch-Israelische Schulbuchkommission tagte, wurde in zahlreichen deutschen Schulbüchern ein negatives Israelbild verbreitet. Eine positive Entwicklung ist seitdem kaum festzustellen", bemängelt Zais, die auch Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist.
So berichtete der Tagesspiegel in einem Artikel von Ende Januar 2017 von der Verwendung einer antisemitischen Grafik in einem Schulbuch des Klettverlags: "Seit zwei Jahren schon bebt Europa unter der Krise…", beginnt ein Kapitel im Politik-Schulbuch ‚Anstöße 2‘. Überschrieben ist es mit der Zeile "Europas Zahltag". An wen Europa zahlt, veranschaulicht eine Grafik. Ein Kugelkopf mit Reißzähnen ist im Begriff, Europa zu verschlingen. Auf dem Raketenschweif, den das Wesen hinter sich herzieht, steht drei Mal in blass gelber Schrift: "Rothschildbank". Das werden die Schüler nicht auf den ersten, wohl aber auf den zweiten Blick erkennen. Ein jüdisches Bankhaus ist für Europas Misere verantwortlich, können sie folgern und ein antisemitisches Stereotyp bedienen, wonach geldgierige Juden die Welt ins Unglück stürzen."
Das seit dem Jahr 2012 in der Oberstufe eingesetzte Schulbuch ist allerdings für Sachsen nach Angaben des Verlages weder vorgesehen noch angeboten worden.
» Grüner Antrag ‚Umsetzung der Empfehlungen der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission‘ (Drs 6/8219)
» Tagesspiegel-Artikel (31.01.17): ‚Schulbuchverlag druckte antisemitische Grafik‘
Hintergrund:
Die Deutsch-Israelische Schulbuchkommission untersuchte zwischen 2011 und 2014 deutsche und israelische Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde im Hinblick auf die Darstellung des jeweils anderen Landes. Der Bericht wurde im August 2015 vom Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung vorgelegt. Am 07. Juni 2016 fand in Berlin eine Veranstaltung unter dem Thema "Pädagogik des Ressentiments – Das Israelbild in deutschen Schulbüchern" statt. Bereits 1985 hatte die 1. Deutsch-Israelische Schulbuchkommission eine entsprechende Untersuchung durchgeführt.