Datum: 19. September 2017

Jeder siebente Seiteneinsteiger hat in den vergangenen beiden Schuljahren den Schuldienst wieder verlassen

(2017-215) Von den in den Schuljahren 2015/16 und 2016/17 eingestellten Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ist fast jeder siebte Seiteneinsteiger im Schuljahr 2017/18 nicht mehr im Schuldienst tätig. Das geht aus der Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Petra Zais (GRÜNE) hervor.
Insgesamt wurden in den beiden Schuljahren 1.377 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger eingestellt, von denen 201 den Schuldienst wieder verlassen haben. Trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Schuljahr 2015/16 gibt es immer noch eine nicht geringe Zahl von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern, die den sächsischen Schulen wieder den Rücken kehren.

„Diese Zahlen machen deutlich, dass Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger nur bedingt die Lücke an grundständig ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern schließen können. Um in diesem anspruchsvollen Beruf arbeiten zu können, ist eine gute Vorbereitung und Qualifikation der Lehrkräfte unabdingbar. Hier muss es eine stärkere Beratung und Betreuung geben. Nur mit dem entsprechenden Rüstzeug kann auch der Einstieg in den Beruf erfolgreich gelingen“, erklärt Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Während im Schuljahr 2015/16 die Arbeitsverhältnisses meist durch einen Ablauf der Vertragsfrist endeten, gibt es im Schuljahr 2016/17 eine deutliche Verschiebung hin zu mehr Kündigungen. Der Anteil der Kündigungen an allen beendeten Arbeitsverhältnissen nahm von rund 39 Prozent im Schuljahr 2015/16 auf rund 58 Prozent im Schuljahr 2016/17 zu. Die Gründe, die zu einer Kündigung beziehungsweise zu einem Auflösungsvertrag führten, werden bisher nicht erfasst. Darüber lässt sich bisher nur spekulieren. Ob es attraktivere Angebote aus anderen Bundesländern sind, die unzureichende Betreuung oder aber die Erkenntnis, dass die Schule doch nicht der erwünschte Arbeitsort ist, bleibt offen.“

„Das Kultusministerium muss die Gründe genau analysieren“, fordert die Abgeordnete. „Denn nur so können im Interesse der schulischen Qualität die notwendigen Schlussfolgerungen für die weitere Gestaltung des Prozesses des Seiteneinstiegs gezogen werden. Wenn wir, wie immer deutlicher wird, auf Jahre hinaus auf Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger angewiesen sind, brauchen wir ein umfassendes Monitoring und eine wissenschaftliche Begleitung des Seiteneinstiegs. Einfach vor sich hin wurschteln, kann nicht das Gebot der Stunde sein.“

Während die Zahlen der ausgeschiedenen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern in vier der fünf Regionalstellen der Sächsischen Bildungsagentur vom Schuljahr 2015/16 zum Schuljahr 2016/17 zurückgingen, ist sie in der Regionalstelle Bautzen deutlich von neun auf 26 Ausgeschiedene gestiegen.

In den anderen Regionalstellen sehen die Zahlen wie folgt aus:
– Regionalstelle Chemnitz (SJ 2015/16: 26 und SJ 2016/17: 17)
– Regionalstelle Dresden (SJ 2015/16: 34 und SJ 2016/17: 23)
– Regionalstelle Leipzig (SJ 2015/16: 23 und SJ 2016/17: 9)
– Regionalstelle Zwickau (SJ 2015/16: 21 und SJ 2016/17: 13)

Die Gesamtzahl von 1.377 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in den Schuljahren 2015/16 und 2016/17 teilt sich auf die Regionalstellen wie folgt auf: Regionalstelle Bautzen: 172, Regionalstelle Chemnitz: 416, Regionalstelle Dresden: 350, Regionalstelle Leipzig: 290 und Regionalstelle Zwickau: 149.

Weitere Informationen:
» Antwort von Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (GRÜNE) ‚Verbleib von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern im sächsischen Schuldienst‘ (Drs 6/10415)