Datum: 02. März 2018

Eine Qualitätssteigerung in den Kitas ist nur über eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels möglich

(2018-64) Am heutigen Freitag (02.03.) fand im Ausschuss für Schule und Sport des Sächsischen Landtags eine Anhörung zum Gesetzentwurf der Fraktion DIE LINKE ‚Gesetz zur schrittweisen Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Kindertageseinrichtungen im Freistaat Sachsen‘ statt. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag hatte mit Andreas Warschau, Leiter der Kindertagesstätte „Koboldland“ in freier Trägerschaft des ‚Mose e.V.‘ in Dresden, einen Experten aus der Kita-Praxis als Sachverständigen benannt.

Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, resümiert:
„Unstrittig war und bleibt, dass sich im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in sächsischen Kitas etwas tun muss. Zum einen geht es in den aktuellen Debatten dabei um die Forderung nach einer Qualitätssteigerung. Zunehmend rückt aber auch die Frage in den Fokus, wie die finanziellen Lasten, die sich daraus ergeben, gerechter verteilt werden können. Ziel muss es sein, Eltern und die kommunale Familie nicht noch stärker zu belasten, als dies aktuell schon geschieht. Hier ist der Freistaat mehr als bisher gefordert.“

Anhand von Statistiken aus seiner eigenen Einrichtung machte Andreas Warschau plastisch, welche Auswirkungen die Nicht-Beachtung von Ausfallzeiten des Personals auf den gesetzlich vorgesehenen Personalschlüssel hat: „Von meinen 17 Erzieherinnen und Erziehern fehlen mir durch Urlaub, Krankheit oder Fort- und Weiterbildung am Tag im Schnitt vier oder fünf. Dann kümmert sich eine Person eben nicht um 5,5 Kinder unter drei Jahren, wie gesetzlich vorgesehen, sondern um 7,4. Bei den 3-6 Jährigen ist eine Erzieherin dann für 15 Kinder zuständig, nicht für 12, wie es im Gesetz steht. Bildung aber braucht Bindung. Und dafür braucht es Zeit.“

Petra Zais fasst weitere Aspekte der Anhörung zusammen:
„Richtig ist, dass Qualität nicht allein durch Strukturmaßnahmen gewährleistet werden kann. Mehrere Sachverständige wiesen aber zu Recht darauf hin, dass diese die Grundlage darstellen, um auch eine gute Prozess- und Ergebnisqualität zu sichern. Das Personal in den Kindertageseinrichtungen arbeitet am Limit. Ihre Entlastung kommt letztlich natürlich auch den betreuten Kindern zugute.“

„Ich unterstütze ausdrücklich die Forderung nach einer Ausbildungsoffensive für Erzieherinnen und Erzieher im Freistaat Sachsen. Dabei muss auch die Ausbildung selbst auf den Prüfstand. Der Bedarf an Fachkräften ist in Sachsen durch altersbedingte Personalabgänge ohnehin hoch. Das hat die Antwort auf meine Kleine Anfrage zum Thema Personalentwicklung und Altersstruktur in der Kindertagesbetreuung deutlich gemacht. Jede Verbesserung des Betreuungsschlüssels erhöht den Bedarf weiter. Dafür muss bei den Ausbildungskapazitäten Vorsorge getroffen werden. Eine Verbesserung der Personalschlüssels darf nicht an einem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern scheitern.“
„Schließlich ist der Hort bei bisherigen Schlüsselverbesserungen vergessen worden. Hier besteht ebenfalls Handlungsbedarf.“

„Der Gesetzentwurf der Linksfraktion bleibt einige Antworten schuldig“, erklärt die Abgeordnete. „Wie soll sichergestellt werden, dass der zusätzliche Landeszuschuss tatsächlich in eine Verbesserung der Betreuungsqualität investiert wird? Wie wird einer finanziellen Mehrbelastung der Eltern und der kommunalen Familie vorgebeugt? Und wie können die zusätzlich benötigten Fachkräfte gewonnen und gebunden werden?“

Weitere Informationen:

>> Antwort von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) auf die Kleine Anfrage von Petra Zais (GRÜNE) ‚Personalentwicklung und Altersstruktur in der Kindertagespflege und in den Kindertageseinrichtungen in Sachsen‘ (Drs 6/11441):

>> Entwurf der Fraktion LINKE für ein ‚Gesetz zur schrittweisen Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Kindertageseinrichtungen im Freistaat Sachsen‘ (Drs 6/10764):