Datum: 19. Januar 2018

Rettung der Bestände des Sächsischen Bauteilarchives und Bergelagers für historische Baustoffe zeichnet sich ab

(2018-17) „Unser Einsatz für das Sächsische Bauteilarchiv und Bergelager für historische Baustoffe im Landtag hat sich gelohnt“, kommentiert der denkmalpolitische Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion Wolfram Günther die aktuellen Aussagen des Innenministeriums. In der gestrigen Sitzung des Innenausschusses hatte ein Vertreter des Innenministeriums signalisiert, dass sich die Staatsregierung für einen Erhalt der Bestände einsetzen will.
„Ich freue mich, dass sich die Staatsregierung in letzter Minute doch noch engagiert und zu ihrer kulturpolitischen Verantwortung für diese historischen Schätze steht. Idealerweise sollte die Rettung des Archivs mit einer dauerhaften Nutzung in einem bisher leerstehenden Baudenkmal in der Region verknüpft werden.“

„Seit mehr als einem Jahr habe ich die Staatsregierung auf das drängende Problem hingewiesen. Im letzten Plenum des Sächsischen Landtags im Dezember 2017 hatte die GRÜNE-Fraktion einen Antrag gegen die drohende Auflösung des Sächsischen Bauteilarchives und Bergelagers für historische Baustoffe in Trebsen eingebracht. Damit wollten wir erreichen, dass der Freistaat die drohende Auflösung stoppt, indem er dem Förderverein Ausweichstandorte anbietet oder die Sammlung selbst übernimmt.

„Zufrieden habe ich außerdem zur Kenntnis genommen, dass das Innenministerium überlegt, die Bestände wieder für die Aus- und Weiterbildung von Bauhandwerkern und Architekten zugänglich zu machen. Das entspricht exakt dem ursprünglichen Konzept von Trebsen und wäre eine überfällige Rückbesinnung. Seit über 20 Jahren hatten Handwerker in den Fortbildungszentren der Handwerkskammern in Görlitz und Trebsen die Möglichkeit, gewerkspezifische Zusatzqualifikationen für die fachgerechte Arbeit an Baudenkmalen zu erwerben. Dieses Angebot bestand für Maurer, Zimmerleute, Tischler, Maler, Stuckateure und Steinmetze. Der Standort Trebsen wurde jedoch 2015 geschlossen. Mit der Abwicklung des Standortes Görlitz 2016 war die Geschichte dieser Ausbildungs- und Fortbildungszentren in Sachsen zu Ende gegangen. Eine Wiederbelebung dieser spezifischen Weiterbildungsangebote wäre dem kulturellen Erbe Sachsens angemessen“, erklärt der Abgeordnete.

„Ich werde das Innenministerium beim Wort nehmen und die nächsten Schritte aufmerksam begleiten. Die sächsische Denkmallandschaft zu erhalten, ist für uns ein wichtiges Anliegen. Die Bestände des Sächsischen Bauteilarchives und Bergelagers für historische Baustoffe gehören dazu, da sie in besonderer Weise historische Handwerkstechniken und die Entwicklungsstufen von regionaltypischen Bauformen dokumentieren.“

Weitere Informationen:
» Der GRÜNE Antrag „Bestände des bisher in Trebsen bestehenden Bergelagers für historische Baustoffe und des Sächsischen Bauteilarchivs sichern“ (Drs 6/10962)
» Antwort von Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf die Anfrage des GRÜNEN Abgeordneten Wolfram Günther: „Ausverkauf der mit öffentlichen Geldern geförderten kulturhistorisch wertvollen Bestände des Bergelagers für historische Baustoffe und die Sammlung des Sächsischen Bauteilearchivs in Trebsen (Landkreis Leipzig)“ (Drs 6/9244)

Hintergrund:
Weil das wertvolle sächsische Bauteilearchiv aus seinem hochwassergefährdeten Domizil, der alten Papierfabrik Trebsen, ausziehen muss und der Freistaat lange kein Interesse an diesem Denkmal-Schatz gezeigt hatte, drohte das Archiv aufgelöst zu werden.
Mehr als 20.000 originalgetreue Exponate lagern noch im Bauteilearchiv, u.a. Kapitelle, Säulen, Skulpturen, Fresken, Fenster, Türen und Beschläge, Kachelöfen, Parkett, Dach- und Mauerziegel sowie Treppenteile, Gusssäulen und Stuckornamente. Dazu gehören originale Sockelteile der Frauenkirche, Kristallleuchter und Fenster aus der Jakobskapelle des Rathauses Zwickau, Renaissance-Balkendecken aus Freiberg, Bleiglasfenster aus dem ehemaligen Reichsgericht und Guss-Säulen vom Bahnhof Dresden-Neustadt.
Für hochwasserbedingte Maßnahmen wurden in den Jahren zwischen 2002 bis 2005 knapp 1 Mio. Euro Fördergeld aus dem Programm VwV Infra 2003 (Förderung der Wiederherstellung der vom Augusthochwasser 2002 geschädigten Infrastruktur) für das Bergelager für historische Baustoffe Trebsen ausgezahlt.
Bereits 2015 musste der Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege e.V. − Trebsen das Bildungszentrum für handwerkliche Denkmalpflege schließen. Hunderte Restauratoren waren hier seit 1994 aus- und weitergebildet worden.