Datum: 17. Januar 2018

Sächsische Gedenkstättenstiftung – Grüne kritisieren weitere Verzögerung bei der NS-Dauerausstellung der Gedenkstätte Bautzen

(2018-12) Der Eröffnungstermin des dritten Ausstellungsteils der Gedenkstätte Bautzen zur NS-Geschichte der Haftanstalten Bautzen I und II ist weiter ungewiss. Das ist das Ergebnis einer kleinen Anfrage von Claudia Maicher, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag. Der ursprüngliche Eröffnungstermin war bereits um ein Jahr auf den 27. Januar 2018, den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, verschoben worden. Nun wird auch dieser Termin verstreichen, ohne dass die Kunstministerin und Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dr. Eva-Maria Stange, einen konkreten Zeitpunkt der Eröffnung bekanntgeben kann.

„Die Aussage der Ministerin, die Stiftung gehe derzeit von einem Eröffnungstermin Ende April bzw. Anfang Mai 2018 aus, zeugt nicht von Planungssicherheit“, konstatiert Maicher. „Obwohl alle Voraussetzungen gegeben sein sollen, hat die Stiftung noch keine Vorstellung zur Eröffnung. Viel Zeit bleibt dafür jedenfalls nicht mehr, wenn der Start nicht sang- und klanglos vonstattengehen oder noch einmal vertagt werden soll. Das pädagogische Begleitmaterial, ein wesentliches Element der Ausstellung, soll gar erst nach der Eröffnung erstellt werden. Dabei fehlen der Gedenkstätte notwendige Ressourcen. Die Ausstellung wird also weder fertig sein noch ist eine qualitative Begleitung gesichert. Dieses Vorgehen ist angesichts der Bedeutung der Ausstellung für die Stiftung als Ganzes und die Erinnerungskultur in Sachsen fatal.“

Maicher kritisiert: „Statt die Vervollständigung der Gedenkstätte mit aller Kraft zu unterstützen, bremst Stiftungsgeschäftsführer Siegfried Reiprich die Wirkungskraft des Erinnerungsortes durch halbgare Lösungen und unklare Planungen aus. Zugleich torpediert er das Engagement des Fördervereins der Gedenkstätte Bautzen mit hanebüchenen und kleinlichen Manövern und setzt damit Stasi-Opfer förmlich vor die Tür.“

Durch einen Brief des Vereinsvorsitzenden Prof. Dr. Manfred Wilke wurde bekannt, dass die Stiftung dem Förderverein plötzlich und ohne sachgerechte Begründung verwehren will, seine Postadresse weiter in der Gedenkstätte zu führen.

Weitere Informationen:
» Antwort der Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva-Maria Stange, auf die kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher: „Erweiterung des Angebots der Gedenkstätte Bautzen − Eröffnung des dritten Ausstellungsteils“ (Drs. 6/11514)

Hintergrund:
Der Aufbau der Ausstellung zur NS-Geschichte der Haftanstalten Bautzen I und II hat sich viele Jahre verzögert, weil nicht genug wissenschaftliches Personal zur Verfügung stand. Dabei steht seit der Gründung der Gedenkstätte fest, dass eine NS-Ausstellung neben der Erinnerung an DDR-Unrecht und Stasi-Haft unverzichtbarer Bestandteil der Gedenkstätte ist. Nun ist eine mit Mitteln des Bundes und des Freistaates seit 2015 für zweieinhalb Jahre geförderte Stelle wieder weggefallen. Der Gedenkstätte bleibt für die Betreuung des neuen Ausstellungsteils nur eine halbe Stelle. Zudem wurde der Gesamtetat der Gedenkstätte im Jahr 2018 um ca. 36.000 Euro gekürzt.