Datum: 23. Januar 2019

Bildungsbericht – Weiterhin viele Baustellen in der sächsischen Bildungspolitik

Zais: Die Zahlen der Betreuungsschlüssel in Sachsen sind weit von dem entfernt, was die Wissenschaft für ein gutes Betreuungssetting empfiehlt

(2019-24) Anlässlich der Vorstellung des Berichts ‚Bildung in Sachsen im Spiegel der Nationalen Bildungsberichterstattung 2018‘ erklärt Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:

„Der Bericht dokumentiert – trotz insgesamt guter Befunde –, wo die Baustellen der sächsischen Bildungspolitik sind. Das betrifft zuallererst die Engpässe beim pädagogischen Personal.“

„Im bundesweiten Vergleich muss sich nirgends eine Erzieherin oder ein Erzieher um mehr unter Dreijährige kümmern als in Sachsen. Sind es im bundesweiten Durchschnitt 4,3 Kleinkinder, so lag der Personalschlüssel im Freistaat 2017 bei 1:6,4. Bei den 3-6-Jährigen sieht es kaum besser aus: Hier kommen rechnerisch 13,1 Kinder auf eine Erzieherin, im Bundesschnitt sind es 9,1 Kinder. Diese Zahlen sind weit von dem entfernt, was die Wissenschaft für ein gutes Betreuungssetting empfiehlt. Die Anrechnung von zwei Stunden mittelbarer pädagogischer Tätigkeit ab Juni diesen Jahres ist da ein Tropfen auf den heißen Stein.“

„Erfreulich ist der hohe Stellenwert der beruflichen Bildung im Freistaat Sachsen. Allerdings sehe ich auch hier gewaltige Probleme bei der künftigen Personalabsicherung. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge, die derzeit die weiterführenden Schulen besuchen, an den beruflichen Schulen ankommen, steht insbesondere die Absicherung des Fachunterrichts in Frage. Schon heute ist, wie ich durch Kleine Anfragen aufzeigen konnte, die Altersstruktur der Berufsschullehrkräfte im Vergleich ungünstig, viele Lehrkräfte werden zeitnah altersbedingt aus dem Schuldienst ausscheiden. Hier muss Kultusminister Christian Piwarz umgehend die nötigen Vorkehrungen treffen. Dazu gehört aus unserer Sicht auch die Ausbildung von Berufsschullehrkräften an der TU Chemnitz.“

„Ein gutes und erfolgreiches Bildungssystem muss sich daran messen lassen, ob es gelingt, alle mitzunehmen. Das ist in Sachsen nur unzureichend der Fall. Es gibt im Vergleich deutlich mehr Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Gleichzeitig wird insgesamt ein hohes Kompetenzniveau erreicht. Das zeigt die Notwendigkeit, die Gruppe der Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss stärker in der Fokus zu rücken. Der größere Teil dürften Förderschülerinnen und Förderschüler sein, denen kein Abschluss ausgestellt, sondern lediglich der erfolgte Schulbesuch attestiert wird. Wenn die Mindestleistungsstandards erfüllt werden – was spricht dagegen, auch diesen Absolventinnen und Absolventen ein Zeugnis auszustellen, das sie tatsächlich auf ihrem Bildungsweg weiterbringt?“

„Näher beleuchten muss man die zunehmenden Disparitäten zwischen Stadt und Land. Bildungsangebote, -beteiligung und -ergebnisse sollten vergleichbar sein und bleiben. Das ist schlichtweg eine Frage der Chancengerechtigkeit.“