Studie zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Sachsen zeigt: Nur 6 Prozent der Studierenden entstammen der Bildungsherkunftsgruppe >>niedrig<<
Maicher: Endlich die Weichen für echte Chancengleichheit in der Bildung stellen
(2019-50) Zur heute vorgestellten Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Sachsen erklärt Dr. Claudia Maicher, die hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
„Die Studie belegt, dass es Kinder aus nicht-akademischen Elternhäusern in Sachsen besonders schwer haben, ein Studium aufzunehmen. Nur sechs Prozent der Studierenden entstammen der Bildungsherkunftsgruppe >>niedrig<<, womit Sachsen weit unter dem Bundesschnitt von 12 Prozent liegt.“
„Vor diesem Hintergrund ist es eine Katastrophe, dass ausgerechnet die staatliche Studienfinanzierung zunehmend versagt. Die BAföG-Quote ist im Vergleich zum Jahr 2012 um acht Prozent eingebrochen. Nur noch etwas mehr als jeder Vierte erhält überhaupt BAföG. Jetzt rächt sich, dass eine echte Reform des BAföG von CDU und SPD auf Bundesebene seit Jahren verschleppt wurde. Die Einkommensfreibeträge und die Fördersätze hinken der Realität um Jahre hinterher.“
„Ich fordere die Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD) auf, sich im Bund dafür einzusetzen, dass die nun angekündigte BAföG-Novelle nicht Stück für Stück in Kraft tritt, sondern als Gesamtpaket spätestens zum kommenden Wintersemester. Perspektivisch brauchen wir eine automatische Anpassung der BAföG-Sätze an die reale Kostentwicklung.“
„Die Studierendenwohnheime sind in Sachsen besonders bei Studierenden mit niedrigem Einkommen begehrt, wie die Studie betont. Bereits im November 2017 hatte die Antwort der Staatsregierung auf meine kleine Anfrage gezeigt, dass die Plätze in den Studierendenwohnheimen allerdings fast restlos ausgebucht sind. Immer mehr Wohnheimplätze übersteigen zudem die Mietpauschale von 250 Euro, die das BAföG für studentisches Wohnen vorsieht. Meine Fraktion hat deshalb eine Wohnheimoffensive für Sanierung und Neubau von Wohnheimen in die letzten Haushaltsberatungen eingebracht. Jetzt ist es an der Staatsregierung endlich für studentischen Wohnraum zu sozialverträglichen Preisen zu sorgen. Auf ein Bauprogramm des Bundes zu warten, dass möglicherweise nie kommt, ist keine Option.“
„59 Prozent der Studierenden haben einen Beratungsbedarf in finanziellen, studienbezogenen oder persönlichen Dingen. Das unterstreicht die wichtige Rolle, die die sächsischen Studierendenwerke mit ihren Beratungsangeboten spielen. Der Freistaat muss die Studierendenwerke stärker finanziell unterstützen. Meine Fraktion hat in den letzten Haushaltsverhandlungen Anträge eingebracht, die den angemeldeten Finanzierungsbedarf der Studentenwerke in Höhe von 2,3 Mio. Euro vollständig gedeckt hätten.“
„Der Studienerfolg hängt auch mit den sozialen Rahmenbedingungen zusammen. Die Studie macht deutlich, dass Sachsen hier noch ein ganzes Stück Arbeit vor sich hat. Wir müssen endlich die Weichen für echte Chancengleichheit in der Bildung stellen.“
Weitere Informationen: