Datum: 21. Juni 2023

Podiumsdiskussion „Haltung zeigen! Schule als demokratischen Ort stärken“ am 21. Juni in Chemnitz

Am 21. Juni lud die BÜNDNISGRÜNE Landtagsfraktion zu der Veranstaltung „Haltung zeigen! Schule als demokratischen Ort stärken“ in das GRÜNE Regionalbüro Chemnitz. Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Christin Melcher, diskutierte mit ihren Podiumsgästen darüber, was wir tun können, wenn rassistische und rechtspopulistische Kräfte an Einfluss gewinnend eine vermeintliche „Neutralität“ an Schulen fordern. Welchen Beitrag können Netzwerke wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ leisten? Rechtsextremismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit machen vor Schulen keinen Halt. Schüler*innen und Lehrkräfte erleben nicht selten Diskriminierung, Mobbing und Gewalt. Doch Schule ist kein (wert)neutraler Ort – im Gegenteil! Deshalb möchten wir Schulen als demokratische Orte stärken und alle Beteiligten ermutigen, Haltung zu zeigen.

Als Referentinnen kamen zusammen: Anna Lanfermann, Bildungsreferentin beim NDC Sachsen und Stadträtin in Chemnitz, Marielena Groos, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Interkulturelle Pädagogik an der TU Chemnitz, Hermine Lowke, kommissarische Vorsitzende des StadtSchülerRates Chemnitz, und Lena Gerstmayr in Vertretung für Sylvia Heidenreich vom Projekt Interkulturelles Lernen der AG In- und Ausländer (AGIUA).

Nach einem Impulsvortrag von Frau Groos mit dem Titel „Schule ohne Rassismus?“ tauschte sich die Runde darüber aus, wie an Schulen mit rassistischen Vorfällen umgegangen wird und was es braucht, um die Schule als demokratischen Ort zu stärken.

Hermine Lowke sprach darüber, wie sich Rassismus im Alltag der Schülerinnen und Schüler zeigt. So werden unter anderem Personen aus den Gruppenchats ausgeschlossen. Aus Angst vor noch mehr Diskriminierung trauen sich die Betroffenen oft nicht, über das Erlebte zu sprechen. Frau Lanfermann stellte fest, dass das Klima in den Klassen rauer geworden ist. Viele Schülerinnen und Schüler beschwerten sich, dass sie ihre Meinung nicht sagen dürften und forderten „Neutralität“ ein. Lena Gerstmayr berichtete in diesem Zusammenhang, dass sie sogar einmal einen Antirassismus-Tag umbenennen mussten, weil allein schon das Wort für Aufregung gesorgt hatte. Projekttage an Schulen hingegen werden von Lehrkräften eher mit dem Hinweis auf den vollen Lehrplan abgelehnt, nicht wegen eines vermeintlichen Neutralitätsgebots.

Frau Lowke war der Meinung, dass es mehr Weiterbildungen für Lehrerinnen und Lehrer zu dem Thema „Wie gehe ich mit rassistischen Diskriminierungen um?“ geben sollte. Auch Frau Gerstmayr zeigte sich überzeugt, dass Rassismus und der Umgang damit schon während der Lehramtsausbildung verstärkt thematisiert werden sollte und dass es im Unterricht mehr Zeit dafür bräuchte. Marielena Groos konnte berichten, dass es unter den Studierenden ein großes Interesse daran gibt, wie man in der Praxis mit rassistischen oder diskriminierenden Situationen umgehen soll. Hingegen würde interkulturelle Bildung während der Ausbildung von vielen nicht als relevant erachtet.

Die Runde war sich einig, dass es oft auf die einzelne Lehrkraft ankommt. Diese müsse die Räume nutzen, die der Lehrplan eröffnet. Aber wie verpflichtend ist eigentlich, Antirassismus als Thema (und Haltung) zu lehren? Wie bohrt man nach, wenn es nicht stattfindet? Demokratieerziehung sei Auftrag der Schule, hieß es aus dem Publikum. Sie sei Teil des Lehrplans und dürfe nicht einfach „hinten runter fallen“. Auch Frau Lanfermann bestätigte, dass eine demokratische Kultur am besten vor Diskriminierung schütze. Aber gerade daran fehle es an unseren Schulen.

Im Anschluss an das Podiumsgespräch wurde gemeinsam mit dem Publikum beherzt weiter diskutiert.

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