Datum: 30. September 2021

Aktuelle Debatte Künstliche Intelligenz – Gerber: „KI made in Saxony“ soll Synonym für Vertrauen und Nachhaltigkeit werden

Redebeitrag des Abgeordneten Dr. Daniel Gerber (BÜNDNISGRÜNE) zur Ersten Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion CDU zum Thema: „Künstliche Intelligenz – Sachsens Potential für eine erfolgreiche Zukunft nutzen“
37. Sitzung des 7. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 30.09.2021, TOP 1

– Es gilt das gesprochene Wort

 

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

„Um eine verantwortungsvolle KI zu fördern, ist die Regierung für die Entwicklung von Strategien zur Lösung ethischer, sozialer und rechtlicher Fragen zuständig, einschließlich der Forschung und Entwicklung von KI-Technologien und der Regulierungsaufsicht.“

Was Sie hier soeben gehört haben, wurde durch eine Künstliche Intelligenz erzeugt. Ich habe lediglich den Satz „Die neue sächsische KI-Strategie ist eine der Besten“ in ein Programm eingegeben und dann auf Generieren geklickt. Und da diese KI nur englische Texte generieren kann, hab ich das Ganze auch noch mit einem KI-basierten Übersetzungstool ins Deutsche übersetzt. Ich hätte mir übrigens die ganze Rede von einer KI erzeugen lassen können. Aber keine Sorge, der Rest der Rede ist von mir verfasst.

KI schleicht sich langsam aber sicher immer mehr in unseren Alltag ein. Sei es im Privaten beim Sprechen mit Alexa, Siri und Co., in der Wirtschaft bei der Optimierung von Produktions- und Lieferketten oder in der Forschung, wo KI beispielsweise eingesetzt wird, um Beatmungsgeräte an die persönlichen Gegebenheiten der Patientin oder des Patienten anzupassen.

Laut dem AI Index Report von 2021 der Stanford University kommen nach China die meisten wissenschaftlichen Publikationen zu KI aus der Europäischen Union, Deutschland nimmt dabei innerhalb der EU die Spitzenposition ein.

Umso wichtiger ist es, dass auch Sachsen sich verstärkt diesem Thema widmet. Denn als der bedeutendste IT- und Halbleiter-Standort in Europa sollte Sachsen auch beim Thema KI ganz vorne mit dabei sein, um damit die Bedeutung als Softwareland und Halbleiter-Standort zu erhalten und noch weiter auszubauen. Denn ohne Chips keine KI. Kommissionspräsidentin von der Leyer hat genau das in ihrer Lage der Union erzählt.

Von daher freue ich mich, dass wir uns mit der kürzlich beschlossenen „KI-Strategie für den Freistaat Sachsen“ vorgenommen haben, Sachsen in den nächsten Jahren zu einem der führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandorte für Künstliche Intelligenz zu machen.

Doch es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. KI hat auch ihre Schattenseiten. Erst kürzlich hat eine von Facebook eingesetzte KI schwarze Menschen in einem Video fälschlicherweise als Affen klassifiziert. Nicht der erste Fall dieser Art. Es kommt immer wieder zu Diskrimierung, vor allem bei Frauen und People of Color. So hat zum Beispiel eine von Amazon bei Bewerbungen eingesetzte KI Frauen diskriminiert. Das ist dort besonders verheerend, wo mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz sensible Entscheidungen getroffen werden. Etwa bei der Berechnung, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand, der straffällig geworden ist, rückfällig wird. Das sagt übrigens auch eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. So sind derzeit positive Beispiele für den Einsatz von KI noch rar gesät. Die überwältigende Mehrheit der aktuellen Nutzungen setzen Menschen tendenziell eher einem Risiko aus.

Und genau deswegen war es für uns BÜNDNISGRÜNE bei der Erstellung der KI-Strategie besonders wichtig, dass die verantwortungsvolle Nutzung von KI in den Mittelpunkt gestellt wird. Nur so kann die Sicherheit und das Vertrauen der Bürger:innen in KI-Anwendungen sichergestellt werden, wenn diese auf in der EU geltenden Standards für Datenschutz, Datensicherheit, Gleichberechtigung, Diskriminierungsfreiheit, Diversität und Teilhabe beruht. Und das wiederum gelingt am besten, indem wir bei der Entwicklung und Anwendung auf volle Transparenz setzen und den Einsatz von Open Source und Open Data hier in Sachsen konsequent begünstigen und deren Nutzung durch die sächsische Verwaltung aktiv vorantreiben. Und eines ist auch klar: Keine KI darf über Leben und Tod entscheiden. Autonome Waffensystem sollten genauso wie Atomare, Chemische und Biologische Waffen verboten werden.

Mit solchen Problemen soll sich auch ein von uns geforderter „Beirat für Digitale Ethik“ beschäftigen. Dieser soll künftig die gesellschaftlichen Aspekte von KI intensiv begleiten und regelmäßig Handlungsempfehlungen abgeben. Etwa, wie sich der Einsatz von KI auf den sächsischen Arbeitsmarkt auswirkt. Aktuell entstehen zwar viele neue Jobs durch Forschung, Entwicklung und den Einsatz von KI, aber eben in einem sehr speziellen Segment. Durch KI-gestützte Automatisierung werden auch viele Jobs wegfallen oder durch Maschinen ersetzt. Denken wir da an das Beispiel vom Beginn meiner Rede. Mit immer besserer Übersetzungssoftware ist der Job einer Übersetzerin oder eines Dolmetschers stark gefährdet. Unter anderem auf solche Fragestellungen soll der Beirat Antworten finden. Damit wollen wir Sachsen uns als starke Stimme im Bereich der KI-Ethik positionieren.

Lassen Sie uns das Potenzial von Künstlicher Intelligenz nutzen und zugleich dafür sorgen, dass Menschenrechte und Demokratie respektiert werden. Lassen Sie uns Sachsen nicht nur zum führenden deutschen Standort für Künstliche Intelligenz machen, sondern sorgen wir gemeinsam dafür, dass „KI made in Saxony“ zum Synonym für Vertrauen und Nachhaltigkeit wird.