Datum: 03. Dezember 2025

Aktuelle Debatte Sportland – Lippmann: Sachsen muss bei der Sportförderung deutlich aufholen

Redebeitrag des Abgeordneten Valentin Lippmann (BÜNDNISGRÜNE) zur Dritten Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion SPD zum Thema: „Sportland Sachsen in Bewegung: Wie gelingt die Rolle rückwärts?“

22. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Mittwoch, 03.12.2025, TOP 2

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Präsident,
werte Kolleginnen und Kollegen,

sportpolitische Debatten neigen grundsätzlich dazu, große Einigkeit an den Tag zu legen. Da muss ich Sie heute erstmal enttäuschen. Denn während wir hier heute über eine Rolle vorwärts sprechen, beweget sich der Innenminister zur Innenministerkonferenz, weil er eine Rolle rückwärts in der Sicherheitspolitik vollziehen will.

Nicht nur das. Er will im planlosen Aktionismus die Axt an die Fankultur legen und die Rechte von Fußballfans in diesem Land schleifen.

Ich sage es an dieser Stelle ganz deutlich: Fußballstadien sind kein Experimentierraum für Grundrechtseingriffe, Ultras sind keine Hooligans und Fußballfans haben auch Bürgerrechte!

Und deshalb verbietet sich der die Stigmatisierung und Kriminalisierung von Fußballfankultur, die Sachsens Innenminister an vorderster Front gerade in Bremen vornimmt. Fußballfankultur ist nämlich Teil des Sportlandes Sachsen und das soll sie auch bleiben.

Werte Kolleginnen und Kollegen,
aber damit Sachsen Sportland bleibt, braucht es eben noch viel mehr als besonnene Sport- und Innenminister. Denn wer von Olympia träumt und hoffentlich den Start der Tour de France 2030 austrägt, der muss nicht nur eine kleine Rolle vorwärts machen, sondern im Sprint aufholen.

Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 hat Deutschland im Medaillenspiegel das schlechteste Ergebnis seit der deutschen Wiedervereinigung eingefahren. Die Gründe: der Zustand der Sportstätten und der mangelhaften Beitrag des Schulsystems.

Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen ist erschreckend: Bereits im Alter zwischen 4 und 5 Jahre erfüllen nur 50 Prozent der Kinder die WHO-Bewegungsempfehlungen. Das nimmt mit zunehmendem Alter immer weiter ab. Bei Jugendlichen sind es unter 20 Prozent. Und bei Mädchen sind die Werte schlechter als bei den Jungen.

Der Sächsische Bildungsplan für Kindertagesstätten erwähnt Bewegung nur rudimentär. Zu sportlichen GTA-Angeboten liegen – so hat es eine Kleine Anfrage meiner Fraktion ergeben, keine Zahlen vor. Daten wären jedoch wesentlich, um Mängel zu identifizieren und Handlungsoptionen zu erwägen.

In allen 8-Top Sportnationen haben Kinder jeden Tag eine Stunde Sport. Kinder brauchen Menschen, die sie trainieren und sie brauchen Orte, an denen sie Sport treiben können.

In Sachsen Sportstätten ist der Investitionsstau beträchtlich. Der dem Landtag vorliegende Sportstättenbericht weist einen Investitionsstau von 374 Millionen Euro auf. Eine Summe, die übrigens nicht valide ist, da nicht alle sanierungsbedürftigen Sportstätten erfasst wurden.

Werte Kolleginnen und Kollegen,
wir müssen schon in den Kitas ansetzen. Hier muss dringend der Bildungsplan überarbeitet werden.Beim Fachforum Schulsport vergangenen Monat waren sich der Breitensport, der Spitzensport und die Sportlehrer*innen einig: Sport muss wesentlich besser und strukturell in der Schule verankert werden.

Bekenntnisse von allen Beteiligten liegen vor, setzen Sie die Vorschläge um! Ich nenne hier nur stellvertretend die zentrale Koordinierungsstelle für GTA-Angebote, die ich und übrigens auch die bildungspolitische Sprecherin meiner Fraktion für eine gute Idee halten, um Breitensport und Schule besser miteinander zu verzahnen. Und erheben Sie Daten, um zukünftig besser steuern zu können!

Angebote und Anreize für Mädchen müssen stärker mitgedacht werden. Es braucht mehr Sportkurse und Trainingszeiten, die gezielt auf die Bedürfnisse und Interessen von Mädchen ausgerichtet sind und es sollten mehr weibliche Trainerinnen als Vorbilder gewonnen werden.

Die Ausbildung von Trainer*innen und die stetige Verbesserung ihrer Bezahlung muss weiterhin Priorität haben. Gleichzeitig müssen wir im Breitensport kontinuierlich Ehrenamtliche, die sich als Übungsleiter*innen engagieren wollen, unterstützen. Daher muss das von BÜNDNISGRÜNEN initiierte Programm Förderung des Ehrenamtes im Sport auch in den nächsten Jahren fortgeführt werden.

Werte Kolleginnen und Kollegen,
kommen wir nochmal zu Olympia. Ich finde olympische und paralympische Spiele in diesem Land in absehbarer Zeit ein richtiges und gute Ziel. Fest steht: Ohne klare Nachhaltigkeitskriterien und den Willen zur Aufarbeitung vergangener Olympischer Spiele in Deutschland vertun wir aber eine Chance. Und zu guter letzt: Vielleicht setzt sich auch in Sachsen durch, dass wir olympische und PARALYMPISCHE Spiele wollen.

Und das sehe ich nicht: Ich sehe keine wirklichen Ambitionen von Berlin+, im Vergleich zu den Bewerbungskonzepten von München und Hamburg für olympische und paralympische Spiele in Deutschland und das ist schlecht.

Vielen Dank!