Kulturhauptstadt – Maicher: Es gilt jetzt, die Errungenschaften dieses großartigen Jahres nachhaltig zu sichern
Redebeitrag der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNISGRÜNE) zum Antrag der Fraktion BÜNDNISGRÜNE: „Nachhaltige Wirkung der Kulturhauptstadt Europas 2025 für Chemnitz, die Kulturregion und Sachsen sicherstellen“ Drs 8/4698
23. Sitzung des 8. Sächsischen Landtags, Donnerstag, 04.12.2025, TOP 6
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Kulturhauptstadtjahr war beeindruckend. Am Samstag haben circa 36.000 Menschen den Abschluss gefeiert. Chemnitz und die Kulturregion haben gezeigt, was Kultur alles bewegen kann.
Statt nur Prominenz einzufliegen und ein riesiges Bühnenprogramm nach dem anderen zu zeigen, stand die Beteiligung der Chemnitzerinnen und Chemnitzer im Mittelpunkt. Das Programm wurde aus der Stadt heraus entwickelt und war mit 260 Projekten, mehr als 2.000 Veranstaltungen und 30 Interventionsflächen umfangreich und vielseitig. Zugleich war das Jahr ein Fest der europäischen Begegnung. Die Zahlen können sich sehen lassen: mehr als 2 Millionen Gäste in der Stadt, 450.000 Übernachtungen, 30.0000 Tagungsgäste.
Aber was hat sich eigentlich mit der „KuHa“ für die Menschen verändert? Meine Kollegin Katja Meier und ich haben uns vergangene Woche mit Macherinnen und Machern von Kulturhauptstadtprojekten, Initiativen und Einrichtungen zusammengesetzt. Ihre Erfahrung ist, dass mit neuen kulturellen Formaten Vertrauen aufgebaut wurde, wo anfangs Skepsis war.
Es wurden Menschen erreicht, die man bisher nur schwer erreicht hat. Es wurden Räume für Beteiligung eröffnet, in denen Menschen mitmachen und wirksam werden, weil ihre Ideen angenommen werden.
Was bleibt, ist das positive Gefühl, dass viele Menschen zu einem neuen Miteinander zusammengefunden haben. Das Selbstbild und das Fremdbild als lebenswerte, junge Stadt wurde gestärkt. Die Zusammenarbeit von Kulturorten untereinander und mit anderen Akteuren ist gewachsen, ebenso wie neue Kompetenzen und Netzwerke, auch in Europa.
Es ist vieles entstanden, was jetzt weiter tragen kann. Etwa die aufgebauten Kompetenzen des Freiwilligenprogramms und die offenen Räume für Beteiligungsprojekte der lokalen Kulturszene. Auch das Maker-Narrativ ist etabliert.
Diese Erfolge markieren nicht nur einen einmaligen Höhepunkt, sie sind ein Aufschwung, der jetzt weiter genutzt werden kann.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
jetzt gilt es, die Errungenschaften nachhaltig zu sichern. Das ist Chance und Aufgabe für die Stadt Chemnitz. Und es liegt in der Verantwortung des Freistaates, diese landesweit bedeutende Entwicklung weiter zu unterstützen.
Mit unserem Antrag wollen wir BÜNDNISGRÜNE den Prozess zu einer soliden gemeinsamen Vereinbarung zur langfristigen Umsetzung der Legacy bestärken. Gerade in finanziell herausfordernden Zeiten auf kommunaler wie auf Landesebene braucht es eine Diskussion über die langfristige Sicherung der Errungenschaften.
Wir setzen hier als konstruktive Opposition um, was Sie, Herr Ministerpräsident Kretschmer, oft bekundet haben. Sie hatten ja zuletzt im Plenum im September darauf vertraut, dass wir das als Kulturpolitiker mit in die Hand nehmen und eine längerfristige finanzielle Beteiligung des Freistaates ermöglichen.
Das greifen wir mit diesem Antrag auf. Aber wir tun es nicht allein als BÜNDNISGRÜNE. Wir wissen um das gemeinsame Ziel und schlagen den demokratischen Fraktionen vor, ein starkes Bekenntnis des Landtages für eine nachhaltige Unterstützung auf den Weg zu bringen.
Der Antrag erbittet erstens einen ausführlichen Bericht über den Planungsstand. Im zweiten Teil ist die Vereinbarung der Partner zentral, als verlässliche Grundlage für die finanziellen Beteiligungen in den kommenden Jahren, mindestens bis 2030, sinnvollerweise auch länger.
Ich freue mich, dass die Staatsregierung in ihrer Stellungnahme bereits bestätigt, dass sie die Unterstützung aufrecht erhalten, finanzielle Mittel in den Haushaltsentwurf 2027/28 einstellen und über das Jahr 2028 hinaus vorsehen will.
Ich freue mich auf die Debatte. Vielen Dank.